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Künstliche Intelligenz ist längst da

Archivmeldung vom 06.06.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.06.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Künstliche Intelligenz (KI)
Künstliche Intelligenz (KI)

Bild: Unbekannt / Eigenes Werk

Das Stöhnen über die digitale Disruption ist kaum verklungen, da ist künstliche Intelligenz in aller Mund. Auch vor der Verleihung des «Werber des Jahres» 2017 im Zürcher «X-tra» wurde heiss über dieses Thema diskutiert. Politiker, Marketingleiter und Werber, Konsumentenschützer und Moderator, alle waren sich einig, dass in Sachen KI bereits einiges geht - aber dass es noch lange dauern wird, bis Künstliche Intelligenz der Kommunikationsbranche die Kommunikation abspenstig machen wird. Stimmt das wirklich?

Nein. Künstliche Intelligenz ist alles andere als Zukunftsmusik: Bereits 60,5 Millionen Amerikaner sprechen gemäss einer Studie regelmässig mit Alexa, Siri & Co., das ist knapp ein Fünftel der amerikanischen Gesamtbevölkerung. Vor allem die 25- bis 34-Jährigen entwickeln sich schnell zu Heavy-Usern. Es kann nicht mehr lange dauern, bis Apple-TV mit Siri auch in der Schweiz funktioniert, bis selbstfahrende Autos keine Schlagzeile mehr wert sind.

Die Los Angeles Times lässt einen Teil ihrer News von Robots erstellen; sie produzieren Meldungen zu aktuellen Themen viel rascher als ein Redaktor - und fordern obendrein kein Honorar. Erste Agenturen checken mit KI und neuronalen Netzen in Sekundenschnelle, welche Slogans oder Bildwelten bei welcher Zielgruppe besonders gut funktioniert haben, und leiten daraus neue Kampagnen ab.

Schweizer Versicherungen werten mit KI Schadensfälle aus, KI-Programme führen in sekundenschnelle Krebsdiagnosen durch und empfehlen Therapien nach dem neuesten Forschungsstand. Ärgerte man sich vor fünf Jahren noch über das nervige «Den-Einkaufswagen-Füllen-alles-aufs-Band-Legen-und-in-den-Wagen-Zurückpacken», hält man heute selbst den Scanner in der Hand, der auch nur noch ein Übergangs-Device ist: Amazon eröffnet einen Lebensmittelladen, in dem man sich mit dem Smartphone ein- und ausloggt. Der Einkaufswagen registriert, was man einkauft und was man wieder ins Regal zurücklegt. Der Kaufpreis wird automatisch abgebucht.

Sie können diese rasante Entwicklung toll finden oder bedrohlich, das spielt letztlich keine Rolle. Fakt ist, dass sie nicht aufzuhalten ist und wir uns daran werden gewöhnen müssen, einen Teil unserer persönlichen Daten zu teilen. Kluge Systeme nehmen uns (nicht so intelligente) Tätigkeiten ab und schenken uns dafür Zeit - die wirklich rar geworden ist und die wir dann für echte Kreativität nutzen können. Oder zur Regeneration.

Das war bei der Industrialisierung nicht anders: Plötzlich erledigten Maschinen körperlich sehr anstrengende und monotone Arbeiten, Menschen wurden davon befreit. Wer diese Entwicklung schnell adaptierte, fand sich rasch bei einer höherwertigen Arbeit wieder. Wer sich verweigerte, verlor - oft nicht nur seine Arbeit. So wird es auch bei dieser Revolution sein. Freuen wir uns, dass KI uns leidige Arbeiten wie Einkaufen, das Durchflöhen schon dagewesener Kampagnen oder Verfassen von Kurzmeldungen abnehmen kann.

Dann können wir uns um komplexe Recherchen, packende Reportagen und Knallerkampagnen kümmern; können uns überlegen, was unser Rezipient morgen lesen oder hören, welche Werbung er sehen will - und ihm zum richtigen Zeitpunkt genau das anbieten, was er in der nächsten Minute ohnehin gesucht hätte. Quasi in vorauseilendem Gehorsam, predictive, personalisiert und hoch relevant.

Dafür müssen wir unsere sehr menschliche Angst vor dem Kommenden fahren lassen; ebenso die Panik vor dem Verlust der Kontrolle über unsere persönlichen Daten. Bedroht es wirklich unsere Autonomie, wenn irgendwo gespeichert ist, dass ich lieber Baguette mit Bündnerfleisch esse als mit Thon? Oder ist es ein super Service, wenn mich niemand mehr mit Thonsandwiches belästigt? Entscheiden Sie selbst. Mich persönlich stört es weniger, wenn ein schlaues Rechenprogramm die Sache mit dem Baguette über mich weiss, als wenn mein Nachbar meine Wäsche im Tumbler studiert. Und der ist nicht einmal intelligent.

Quelle: Werbewoche (ots)

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