Transnet-Chef Hansen: Schnelle Tarifeinigung mit der Deutschen Bahn möglich
Archivmeldung vom 07.07.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Tarifstreit bei der Deutschen Bahn kann es schon am Sonntag einen Durchbruch geben. Davon geht Norbert Hansen, Chef der Verkehrsgewerkschaft Transnet aus. Er und Konzernchef Hartmut Mehdorn würden an der neuerlichen Verhandlungsrunde teilnehmen, sagte Hansen dem "Tagesspiegel am Sonntag".
Auch die Tarifkommission werde zusammentreten. "Das Angebot der Bahn ist so, dass wir Chancen sehen, zu einem Ergebnis zu kommen." Deshalb verzichte Transnet zusammen mit der Gewerkschaft GDBA auch auf weitere Warnstreiks - im Gegensatz zur Lokführergewerkschaft GDL, die einen eigenen Tarifvertrag anstrebt. Allerdings müsse der Konzern noch deutlich nachlegen, sagte Hansen. "Das, was bisher geboten wird, gleicht weder die Reallohnverluste der vergangenen Jahre noch die Vorleistungen der Beschäftigten für die Sanierung der Bahn aus." Der Konzern habe jedoch signalisiert, dass es noch nicht das letzte Angebot gewesen sei.
"Transnet steht nicht für Aktionismus oder prinzipielles
Kampfgehabe", betonte Hansen. Es sei normal bei Tarifverhandlungen,
durch Streiks Druck aufzubauen, wenn die Gesprächsbereitschaft beim
Arbeitgeber fehle. Sobald die Verhandlungen aber wieder liefen,
würden diese Maßnahmen ausgesetzt. "Deshalb ist es für mich nicht
nachvollziehbar, dass die GDL einen neuen Gesprächstermin annimmt,
aber trotzdem Warnstreiks ankündigt", sagte Hansen. Er sei dafür,
dass die GDL zusammen mit Transnet und GDBA verhandele. Eine Spaltung
der Belegschaft in unterschiedliche Tarifverträge sei "schlecht und
fatal für alle Beschäftigtengruppen", kritisierte der
Gewerkschaftschef.
Lobend äußerte sich Hansen zum neuen Entwurf des
Privatisierungsgesetzes für die Bahn. "Das Gesetz erfüllt im
Wesentliche unsere Bedingungen, die wir für die Beschäftgten, die
Kunden und die Wirtschaftspolitik aufgestellt haben." Es sei gut,
dass der Bund starken Einfluss habe und das Schienennetz weiter
besitze, sagte der Transnet-Chef. Der Verkauf von Anteilen an private
Investoren werde nicht zu einer Verschlechterung des Angebots führen.
Hansen wies Kritik aus der FDP, die Tarifverhandlungen seien
abgekartet, scharf zurück. Dem Transnet-Chef war vom
FDP-Verkehrsexperten Horst Friedrich vorgeworfen worden, das Ergebnis
sei bereits mit Bahn-Chef Mehdorn ausgekungelt worden - als
Gegenleistung für die Unterstützung bei der Diskussion um die
geplante Privatisierung. "Das ist ein unverfrorener Eingriff in die
Tarifautonmie, wie ich ihn noch nie erlebt habe", sagte Hansen, der
sich darüber auch in einem Brief an Friedrich und Parteichef Guido
Westerwelle beschwert hat. Die Tarifforderung sei zusammen mit der
Gewerkschaftsbasis erarbeitet worden, die Verhandlungen seien ein
demokratischer Prozess, sagte Hansen.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel