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Neue Westfälische: Gewalt in der Gesellschaft

Archivmeldung vom 19.09.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.09.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ein 50-jähriger Geschäftsmann ist tot. Zwei junge Männer haben ihn erschlagen, weil er Kinder vor ihnen schützen wollte. Ein paar Meter weiter standen andere Menschen und sahen zu. Eingegriffen haben sie nicht. Aus Furcht? Aus Gleichgültigkeit?

Hand aufs Herz: Hätten Sie eingegriffen? Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich es getan hätte. Ich versuche, mir einzureden, dass ich geholfen hätte. Aber sicher bin ich nicht. Sicher ist sich keiner von denen, dem ich die Frage - auf Ehre unter vier Augen - vorgelegt habe. Wir leben in einer Gesellschaft, in der das Nebenan immer weniger zählt. Die Menschen sind sehr auf sich konzentriert, darauf, dass sie sich und ihre Familie einigermaßen durch das komplizierter gewordene Leben steuern. Für den Blick zur Seite, auf den Nächsten und dessen Sorgen, Nöte, Probleme bleibt kaum Raum. Früher nannte man das Ellbogengesellschaft. Aber das trifft es nicht. Wir sind nicht die Gesellschaft rücksichtsloser Ich-linge, die ihr Handeln gegen andere richten. Die Menschen wollen für sich sein, nur für sich. Das Ergebnis ist Gleichgültigkeit. Es ist uns unwichtig geworden, wer oder was neben uns ist. Oder wer neben uns stirbt. Wir haben genug damit zu tun, selbst zurecht zu kommen. Dieses Phänomen kann man nicht nur im Alltag der menschlichen Beziehungen beobachten. Es gilt auch - oder gerade - in der Politik. Die Wahlbeteiligung sinkt. Die Parteien und ihre Politiker haben Mühe, die Bürger, auch interessierte Bürger, für die öffentliche Sache, die res publica, für unsere Republik also, zu interessieren. Es regiert Gleichgültigkeit. Das gab es schon mal in Deutschland. Auch das Biedermeier im 19. Jahrhundert liebte das private Idyll und ließ die öffentliche Sache verkommen. Mit verheerenden Folgen, wie wir heute wissen. Aber wenn die Deutschen traditionell lieber privat bleiben wollen - darf man ihnen das vorhalten? Man darf nicht nur, man muss. Man darf uns nicht aus der Pflicht gegenüber Mitmenschen wie dem 50-jährigen Kinderbeschützer entlassen. So wenig wie man uns aus der Pflicht gegenüber der öffentlichen Sache, unserer Republik, entlassen darf. Deshalb muss man von den Bürgern verlangen, dass sie sich einmischen und einem 50-Jährigen helfen, wenn er sich schützend vor Kinder stellt. Deshalb muss man, auch wenn man gegen eine Wahlpflicht ist, von ihnen verlangen, dass sie sich die Mühe machen, alle paar Jahre ihre Parlamente mit zu wählen. Es ist in Mode gekommen, die 68-er-Protestbewegung der Studenten zu verunglimpfen, weil sie Autoritäten so sehr in Frage stellte, dass weiten Teilen der Gesellschaft der Respekt vor Institutionen und Menschen völlig abhanden kam. Dem Vorhalt müssen sich die Protagonisten von damals sicher stellen. Aber auch diesen Spiegel haben die 68-er der Bürgergesellschaft vorgehalten: Lasst das Glotzen sein - greift ein! Das ist und bleibt ein guter Rat. Für die Politik. Und für die Menschen auf den Bahnsteigen. In München. Und überall in Deutschland.

Quelle: Neue Westfälische

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