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Südwest Presse: OLYMPIA 2018

Archivmeldung vom 07.07.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.07.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Pyeongchang, ausgesprochen Piöngdschang, ist ein weiterer Schlag ins Gesicht der Athleten, die nur alle vier Jahre ihre Chance auf eine olympische Goldmedaille haben. Mit der Vergabe der Winterspiele 2018 an die Asiaten tauchen etliche Fragen auf. Es gibt zum Beispiel aus Sicht der Alpinen keine plausiblen Antworten darauf, warum die Südkoreaner Winterspiele ausrichten dürfen.

"Sie haben ja nicht mal eine würdige Abfahrt", das ist der einhellige Tenor sämtlicher Ski-Asse. Ganz zu schweigen von den Erfahrungen der Biathleten bei der verkorksten WM 2009. Vom Wert der ach so gerühmten Nachhaltigkeit erst gar nicht zu reden. Warum also ausgerechnet Pyeongchang? Der Versuch einer Erklärung wie das IOC tickt: Gehen wir ins Jahr 1998 zurück, als Turin für 2006 den Zuschlag erhalten hatte: Warum wurden seinerzeit die Winterspiele überhaupt an eine italienische Industriestadt am Po vergeben, von der aus man die Berge im Dunst häufig nicht mal schemenhaft sieht? Wieso entschieden sich die IOC-Mitglieder dafür? Ein schwerwiegender Grund: Der Schweizer Marc Hodler, mittlerweile verstorbenes IOC-Mitglied, hatte eine Korruptionsaffäre ins Rollen gebracht. Er hatte ausgepackt, dass eine Kandidatenkür mit Stimmenkauf funktioniert. Im Jahr darauf stand die Vergabe der Winterspiele 2006 an. Das schweizerische Sion war klarer Favorit, die Bewerbung der Eidgenossen erstklassig. Doch etliche IOC-Mitglieder waren den Schweizern nicht mehr wohlgesonnen wegen der Hodler-Attacke und mutierten zu Protestwählern. Turin erhielt den Zuschlag. Angetrieben durch die Agnelli-Dynastie wurde der olympische Traum zur Wirklichkeit und somit für viele zum Albtraum. Während der Spiele gab es Baustellen rund ums Olympische Dorf in Sestriere, unfertige Straßen, Dreck, knöcheltiefer Morast, Transport-Chaos, häufig leere Tribünen, im letzten Moment verlegte Teppiche im nach Schnellkleber riechenden Eisstadion Lingotto und, und, und. Hatten die IOC-Mitglieder aus all den Missständen der Turiner Trauerspiele gelernt? Nein. Schon die Vergabe 2014 an das russische Sotschi, das durch viele Rubel eine Retorten-Winterolympiastadt an der Schwarzmeerküste aus Mütterchen Erde stampft, gab die fatale Richtung vor. Der Zuschlag für Pyeongchang, das sich zum dritten Mal beworben hat, ist ein weiterer Rückschritt. Mit der Absage an München folgten die IOC-Gewaltigen - wie schon so oft - dem Lockruf des Geldes. Samsung, auch noch zufälligerweise Hauptsponsor beim IOC, ebnete wohl wie einst Agnelli den Weg zum Olympischen Feuer für die Asiaten. Bleibt nur die Hoffnung, dass dieses auch auf Sportler und Fans überspringen möge. Abfahrer fahren sicher nicht auf Pyeongchang ab. Geld kann Wege zu Olympia ebnen, aber eine "Garmischer Kandahar" können auch noch so viele südkoreanische Won nicht herzaubern. Das IOC hat wieder einmal nicht den besten und global gesehen ökologisch tauglichsten Kandidaten ausgewählt, sondern abgestimmt mit durch Dollarzeichen im Auge getrübtem Blick. Der im Wintersport ungesättigte Markt in Asien bietet grandiose Möglichkeiten, rekordverdächtiges Geld zu machen. Die Durban-Entscheidung war ein Votum gegen die Wurzeln des Wintersports. München, das sich zum Ende hin auch in den Grundstücksfragen geeinigt hatte, wird sich wahrscheinlich für 2022 erneut bewerben. Sport-Polit-Genie Thomas Bach, der wohl die Nachfolge des IOC-Präsidenten Jacques Rogge antreten wird, könnte sich dann damit brüsten, die Spiele nach Deutschland geholt zu haben. Unabhängig davon, die Sportwelt wäre dankbar für eine Entscheidung im Sinne der Sportler - darum geht es doch bei Olympia. Oder?

Quelle: Südwest Presse (ots)

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