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WAZ: Es waren einmal die "Straßenfeger"

Archivmeldung vom 07.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wimbledon und die Tour de France. Fix-Daten im Jahreskalender der Sportfans. Genau wie die Leichtathletik, ein Renner, ein Quotenbringer fürs Fernsehen. Vorbei. Das berühmteste Tennis-Turnier der Welt hat lediglich beim Bezahl-Fernsehsender Premiere und in einer täglichen Abend-Zusammenfassung des DSF stattgefunden, ehe Rainer Schüttler die Öffentlich-Rechtlichen durch seine sensationellen Erfolge wenigstens vorübergehend und häppchenweise zur Berichterstattung animierte.

Die Frankreich-Rundfahrt, zu den den längst verblichenen Glanzzeiten von Jan Ullrich der ganz große Hit im Wohnzimmer-Kino, lockte zur Premiere der 95. Inszenierung lediglich 860 000 Interessenten vor die Mattscheibe, und auch mit der "Königin aller Sportarten", wie die Leichtathletik genannt wurde, ist längst kein Staat mehr zu machen. Es ist vielmehr die Abkehr von den Straßenfegern.

Die Ursachenforschung fokussiert sich im Wesentlichen auf diese Fakten: Auf fehlende deutsche Stars wie Steffi Graf, Boris Becker und Michael Stich, die Tennis in Schwung und in Mode brachten. Auf fehlende Idole wie Heide Rosendahl oder Ulrike Meyfarth, von denen das Image der Leichtathletik profitierte. Auf das besudelte Ansehen des Radsports, das unter den Dopingskandalen der vergangenen zehn Jahren in einem schwer erträglichen Maße gelitten hat.

Bei der Tour de France zu gewinnen, bei dieser Tortur der Leiden zu triumphieren, überforderte die menschliche Leistungsfähigkeit eigentlich immer schon. Dennoch sind "Helden" wie Eddy Merckx und Bernard Hinault, wie Lance Armstrong und Jan Ullrich vom Publikum gefeiert worden, bis die allgemeine Sensibilität gegenüber dem professionellen Radsport durch haarsträubende Affären um Fahrer, um verantwortunsglose Mediziner (Uni Freiburg), um offenbar ignorante Sponsoren (Team Telekom und andere) geschärft wurde. Und das verzweifelte Bemühen der Tour-Organisation, den Glauben an eine bessere, an an eine gesäuberte Zukunft zurückzuholen, ist gleich zum Auftakt heftig erschüttert worden: Der Spanier Alejandro Valverde, angeblich beim berüchtigten Madrider Blut-Bank-Arzt Fuentes auf der "Patientenliste", gewann die erste Etappe und fährt heute in Gelb weiter.

"Ich habe Probleme, gegen Valverde anzutreten", sagte der Erfurter Rad-Profi Sebastian Lang. Und Millionen von früheren Radsport-Fans haben Probleme, sich diese Schmierenkomödie anzusehen.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Hans-Josef Justen)

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