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Berliner Morgenpost: Die S-Bahn - ein Fall für den Staatsanwalt

Archivmeldung vom 09.09.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.09.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Was also soll man der Bahn AG, diesem - zumindest aus Berliner Sicht - Master of Desaster, vorschlagen nach dem dritten S-Bahn-Debakel? Tabula rasa in der Führungsetage? Längst geschehen, da steht ja schon kein Stein mehr auf dem anderen.

Freie Fahrt für alle, um den Imageschaden ein klein wenig zu begrenzen? Ruinös, vermutlich auch eine Verlängerung der Berliner Chaos-Tage ins Unendliche - was auch für den Vorschlag gilt, der Senat möge doch jetzt mal, hopplahopp, den Vertrag mit der S-Bahn fristlos kündigen. Bei allem Respekt vor den diversen privaten Bahnunternehmen, die einen ganz guten Job machen im Lande: Den Hauptstadtverkehr mal eben aus dem Stand zu übernehmen und verlässlich am Laufen zu halten, würde vermutlich jedes von ihnen auf Jahre überfordern. Nein. Wir werden wohl noch ein Weilchen leben müssen mit unserem Staatsunternehmen, das ausgerechnet in Berlin, ausgerechnet an seinem Firmensitz und auf Steuerzahlers Kosten einen irrsinnigen Schaden angerichtet hat. Für die Stadt, die international an Renommee einbüßt, sich zum Gespött macht landauf landab; für ihre Bewohner, die sich zu Ölsardinen degradieren lassen müssen, um mit dem öffentlichen Nahverkehr zur Arbeit zu gelangen, über Monate und jetzt noch viel länger. Erst recht aber für das eigentlich ja ausgesprochen zukunftsträchtige Unternehmen Bahn, dessen Ruf ohnehin nicht der allerbeste war, dem aber nun ein Totalschaden zu attestieren ist. Würde eigentlich irgendjemand diesem Konzern noch guten Gewissens den Betrieb einer ländlichen Buslinie anvertrauen? Das wird ein langer, langer Weg, bis das repariert ist. Die Bahn hat sich in der Ära Mehdorn und unter Duldung durch die verschiedenen Bundesregierungen auf ein äußerst schiefes Gleis begeben. Sie hat aus Gründen der Kostensenkung die Gesundheit ihrer Berliner Kunden aufs Spiel gesetzt. Das ist eigentlich ein Todesurteil für ein Unternehmen, das täglich Millionen Menschen transportiert, das täglich Verantwortung übernimmt für deren Sicherheit und körperliche Unversehrtheit. Die Wartung ausgerechnet an den Bremsen eines Massentransportmittels wie der S-Bahn schleifen zu lassen - das ist ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Mehr noch: Wenn man das Berliner Beispiel überträgt auf den Regionalverkehr bundesweit, auch auf den Fernverkehr, auf die S-Bahnen anderer großer Städte, dann müsste dort eigentlich Alarmstimmung herrschen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser sich hier in der Hauptstadt öffnende Abgrund an Verantwortungslosigkeit ausschließlich auf den Standort Berlin begrenzt ist, dürfte gering sein. Und, wenn es so wäre, dürfte man sich auch Gedanken machen, warum und weshalb. Im Prinzip aber müssen jetzt bundesweit alle von der Bahn eingesetzten Fahrzeuge einem strengen Sicherheitscheck unterzogen werden, bei dem auch geprüft wird, ob das Unternehmen alle geforderten Wartungsintervalle eingehalten hat. Das dürfte sehr teuer werden und sehr nervig. Aber darf man darauf verzichten?

Quelle: Berliner Morgenpost

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