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Mittelbayerische Zeitung: Bin Laden hat gesiegt

Archivmeldung vom 09.09.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.09.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Im Leben eines Menschen gibt es nur wenige Ereignisse, die sich ganz tief im Innersten einprägen. So sehr, dass man auch nach vielen Jahren noch exakt den Verlauf dieses Schicksalstages rekapitulieren kann. Dazu zählen die Terroranschläge des 11. September 2001. Wer damals am Fernseher fassungslos zusah, wie die mächtigen Zwillingstürme des World Trade Centers in sich zusammenstürzten, wird sich immer wieder mit Schaudern an diese unheilvollen Stunden erinnern. Und wer schon vor zehn Jahren böse Vorahnungen hatte, dass die Kamikaze-Angriffe auf das Herz Amerikas die bis dahin bekannte Weltordnung zerstören würden, sieht sich heute in seinen schlimmsten Befürchtungen bestätigt.

Eine ganze Dekade dauerte die Jagd auf den Erzterroristen Osama bin Laden. Doch nur kurz währte der Jubel in den USA, den Präsident Barack Obama nach der Tötungsaktion im pakistanischen Abbottabad auskosten konnte. Zwar haben US-Elitesoldaten den Drahtzieher der Anschläge endlich zur Strecke gebracht. Die sterblichen Überreste des Al-Kaida-Chefs sind längst auf dem Meeresgrund verrottet. Aber heute wird deutlicher denn je, dass der Pate des Terrors über den Tod hinaus triumphieren kann. Er hat nämlich alle seine wesentlichen Ziele erreicht: Zum einen, so viele Menschen wie möglich zu töten. Was als Massaker an unschuldigen Zivilisten in Amerika begann, weitete sich in den folgenden Jahren zu einer Orgie des Mordens im Irak und in Afghanistan aus, der zahllose Menschen - auch deutsche Soldaten - zum Opfer fielen. Das andere Ziel Osama bin Ladens war es, die USA in den Bankrott zu treiben. Auch das ist ihm gründlich gelungen. Der unglückselige Präsident George W. Bush jun. ging dem Oberschurken auf den Leim und führte Amerika gleich in zwei Kriege, die das Land finanziell ruinierten. Die Quittung dafür bekommt jetzt ausgerechnet der als Versöhner angetretene Obama präsentiert. Die Überschuldung des Landes wegen der ausufernden Kriegsmaschinerie, die daraus resultierende Handlungsunfähigkeit des Staates im Inneren und die sich gleichzeitig verschärfenden sozialen Probleme in den USA werden ihn aus dem Weißen Haus katapultieren, wenn ihm in den nächsten zwölf Monaten nicht noch Wunder gelingen. Ansonsten würde Osama bin Laden posthum auch noch den erledigen, der ihn selbst zur Strecke brachte - welch bittere Ironie. Doch egal, wie der nächste US-Präsident heißen wird: Er wird sich damit abfinden müssen, dass Amerika auch als letzte verbliebene militärische Supermacht von der internationalen Bühne abtritt. Beim Nato-Einsatz in Libyen wurde erstmals klar, dass Amerika als Weltpolizist inzwischen an seine - finanziellen - Grenzen stößt. Die Bombenangriffe überließ Washington den Verbündeten. Gleichzeitig lautet Obamas Parole für den Irak und Afghanistan: nichts wie raus! Das ist zwar auch der Kriegsmüdigkeit im eigenen Land geschuldet, viel mehr jedoch der Erkenntnis, dass Amerika derart aufwändige Militäreinsätze nicht mehr bezahlen kann. Darüber hinaus haben sich die USA auch noch moralisch diskreditiert. Das Land der Zuversicht und der Demokratie hat die hehren Ideale getauscht gegen Brutalität und Barbarei. Das zeigen die Folterexzesse und die Willkürjustiz im Lager Guantanamo oder im Gefängnis von Abu Ghoreib auf beschämende Weise. Gleichzeitig nimmt der Überwachungswahn der Sicherheitsbehörden paranoide Züge an und raubt den eigenen Bürgern immer mehr Freiheiten. Das Gift der Al Kaida wirkt schleichend, aber auch nach Jahren noch. Alle Länder müssen von den Erfahrungen der Amerikaner lernen. Wir dürfen nicht Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit im Namen des Anti-Terror-Kampfes aushebeln. Denn wenn demokratische Staaten auf Mittel setzen, die ansonsten nur die schlimmsten Schurken gutheißen, schenken wir Osama bin Laden auf ganzer Linie den Sieg. Diesen finalen Triumph sollten wir ihm nicht gönnen.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung (ots)

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