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Neue Westfälische: KOMMENTAR Absturz der Milliardenerbin Viel riskiert, alles verloren

Archivmeldung vom 05.09.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.09.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Eine Runde Mitleid für Frau Schickedanz: "Arme verarmte Madeleine." Reicht das? Oder müssen wir uns wirklich Sorgen machen um die Quelle-Erbin? Um die Frau von Geld, die durch die Arcandor-Insolvenz alles verliert? Mit 215 Millionen Euro steht sie beim Bankhaus Sal. Oppenheim in der Kreide.

215 Millionen, die sie aufgenommen hat, um im großen Stil Arcandor-Aktien zu kaufen, als der Konzern, der einst der ihre war, auf den Abgrund zuschlidderte. Mit hohem persönlichem Risiko hat sie versucht, den Absturz zu verhindern. Sie hat es nicht geschafft. Arme Madeleine. Das Geld ist futsch, die Aktie wertlos, aus der Arcandor-Insolvenz-Masse wird sie keinen Cent sehen. Wenn jetzt auch noch die Bank den Kredit fälligstellt, muss die Schickedanz Häuser in Hamburg, München, Nürnberg und eine Ferienvilla am Tegernsee hergeben. So weit wird es nicht kommen. Schon weil ein solcher Schritt gefährlich am Renommee der Bank kratzen würde. Und selbst wenn: Dann kann die Schickedanz immer noch in die herrschaftliche Familienvilla ziehen, inmitten einer wunderschönen Parklandschaft. Die hat sie vor Jahren ihrem Sohn überschrieben. Die Quelle-Erbin hat Wohnrecht auf Lebenszeit. Und damit geht es ihr besser als den Beschäftigten, die demnächst bei Karstadt und Quelle ihre Jobs verlieren. Madeleine Schickedanz hat vieles versucht, um das Unternehmen zu retten, das sie von ihren Eltern geerbt hat. Das ehrt sie. Weil es ein Zeichen von Moral ist. Auch wenn sie dabei manches falsch gemacht hat. Sie hat den falschen Menschen vertraut. Zum Beispiel, als sie Thomas Middelhoff aus dem Aufsichtsrat ins operative Geschäft geholt hat. Als sie zuließ, dass der Konzern Zug um Zug verscherbelt wurde, bis nur noch eine leere Hülle blieb. Und zuletzt, als sie den Kauf neuer Aktien per Kredit finanzierte. Jeder vernünftige Bankberater hätte ihr dringend abraten müssen. "Viel zu riskant", hätte er sagen müssen, erst recht bei einem Wackelkandidaten wie Arcandor. Aber Madeleine Schickedanz ist eben keine Finanzjongleurin, wie es so mancher an der Spitze des Arcandor-Konzerns war. Sie gehört nicht zur gescholtenen Managerkaste, die sich mit Höchstgehältern plus Boni über Jahre die Taschen gefüllt hat. Obwohl: Nicht einmal das stimmt noch. Denn siehe da: Die Gehälter der Chefs der Dax-Unternehmen sind im vergangenen Jahr um ein Fünftel zurückgegangen. Boni gab's gar nicht. Und Dauerspitzenreiter Josef Ackermann liegt auf der Rangliste der Bestverdiener gar nur noch auf Platz 27. Keine Sorge. Auch das ist kein Zeichen für den Einzug der Moral in die Wirtschaft. Das ist vielmehr schlicht die Folge der globalen Krise. Die Boni kommen wieder. Die Zocker auch. Nur Madeleine Schickedanz wird ihr Geld nicht zurückbekommen. Vieles ist relativ. Reichtum. Armut. Verlust. Gut und Böse. Madeleine Schickedanz ist beim Arcandor-Untergang nicht die Gute. Sie ist die Dumme. Die Bösen haben sich längst davongemacht. Und hätten noch früher verjagt werden müssen. Auch von der armen Madeleine.

Quelle: Neue Westfälische

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