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WAZ: Wenn Schwarz-Gelb nicht kommt - Das Spiel mit Jamaika

Archivmeldung vom 02.09.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.09.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Was haben Jürgen Rüttgers und Jürgen Trittin gemeinsam, abgesehen vom Vornamen? Während am Tag nach der Wahl die üblichen Verdächtigen die gewohnt einfallslosen Interpretationen darboten, ließen sich der schwarze und der grüne Jürgen etwas Neues einfallen: Sie spielten, noch vorsichtig tastend, aber doch deutlich, mit einer neuen Bündnisoption, der schwarzen Ampel aus Union, FDP und Grünen.

Es ist auf den ersten Blick leicht zu erklären, warum diese Konstellation keine Chance hat. Scheinbar soll hier zusammenfinden, was nicht zusammen gehört. Niemand ist sich so spinnefeind wie die Liberalen und die Grünen. Außerdem gibt es an der berüchtigten grünen Basis einen ausgeprägt antibürgerlichen Reflex. Andererseits sind der grüne und der schwarze Jürgen keine Spinner, sondern ausgebuffte Manager der Macht. Und wenn irgendjemand den Grünen eine andere Richtung weisen kann als Rot-Rot-Grün, dann wohl Trittin, der Bannerträger des linken Flügels.

Von Trittins Parteifreund Arndt Klocke, dem Chef der Grünen in NRW, stammt ein dazu passendes, ernüchterndes Zitat: "Von der Kommunalwahl geht kein Signal für Rot-Grün aus." In der Tat: Die SPD verlor am Super-Sonntag 2,3 Prozent, die Grünen gewannen 1,7 Prozent dazu. Ein Aufbruchsignal Richtung Landtagswahl im Mai sieht anders aus. Und da ist noch das Saarland. Sicher ist dort, Stand gestern, Rot-Rot-Grün die wahrscheinlichere Variante. Aber eine schwarze Ampel wäre möglich. Ministerpräsident Peter Müller steht auf dem linken CDU-Flügel, wäre anders als etwa ein Roland Koch in Hessen, auch persönlich kein Hindernis für eine derartige Konstellation.

Sozio-Demografisches kommt dazu: Die Wähler der Grünen sind bürgerlich. Die Grünen sind die Partei der Besserverdienenden. Den Unterschied zwischen denjenigen, die sich für die Liberalen und anderen, die sich für die Grünen entscheiden, hat Claudia Roth treffend so beschrieben: "Bei uns macht der Apotheker Friedensarbeit." Jenseits taktischer Überlegungen: Rüttgers wie Trittin wissen, dass Rot-Grün und Schwarz-Gelb etwas Gestriges anhaftet. Es sind Konstellationen, die die Phantasie der Menschen wenig bewegen. Jamaika. Das klingt nach Sommer, Sonne, Usain Bolt.

Am Ende müssten sich alle entscheiden: Die CDU, ob sie den Merkel/von der Leyen-Weg der inneren Modernisierung weiter geht, die Grünen, ob sie ihren bürgerlichen Wählern in eine schwarze Ampel folgen und die FDP, ob sie mit den grünen Erzfeinden teilen will. Weshalb aber eine rote Ampel, für den SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier die einzige Kanzleroption, funktionieren soll, eine schwarze Ampel hingegen nicht, mag verstehen, wer will. 

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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