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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Wahl

Archivmeldung vom 01.09.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.09.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Reden und Handeln sind bei der Nachwahlbetrachtung in Berlin wiederum zweierlei. Jede Partei bezeichnet sich als Sieger nach den vier Wahlgängen vom Sonntag. Besonders die eiskalt erwischte und auch in Nordrhein-Westfalen zurecht gestutzte Union beweist dabei ungewollt, wie sie wirklich tickt.

Roland Koch spricht von einem »Weckruf« und bestätigt SPD-Spott über Angela Merkel, die angeblich Wahlkampf im Schlafwagen macht. Und wenn CSU-Chef Seehofer sagt, die Partei müsse klares inhaltliches Profil zeigen, heißt das, dass es genau daran mangelt. Kaum anders ist CDU-Mittelstandschef Josef Schlarmann zu verstehen, der Merkel rät, die letzten Wochen bis zur Wahl mit einem klaren Wachstums- und Beschäftigungskonzept zu bestreiten. Die schwarz-gelbe Mehrheit aus den vielen Umfragen war am Sonntag urplötzlich dahin. 27 Millionen Wähler waren zur Urne gerufen worden. Knapp die Hälfte ließ sich gar nicht locken. Die anderen zeigten - zumindest landes- und kommunalpolitisch - mehr Interesse an alternativen Angeboten. Die beiden Volksparteien waren kaum gefragt. Die SPD ist für die Masse schon lange kein Grund mehr, wählen zu gehen. Die CDU hat gleichfalls dramatisch an Magnetkraft verloren. Seit gestern ist bei Union und FDP Alarm angesagt. 2005 kam Schwarz-Gelb einen Monat vor dem verpatzten Sieg in Umfragen noch auf 56 Prozent, 2009 sind es 50 Prozent. Da hilft es wenig, dass kaum einer noch glaubt, der nächste Bundeskanzler hieße Frank-Walter Steinmeier. Alle Appelle aus der Union, bloß nicht die Strategie zu ändern und stattdessen aggressive Stimmenjagd zu betreiben sowie einen Lagerwahlkampf zu führen, dürfen wir getrost umgekehrt verstehen. Querschüsse und kaum noch einzufangende Ausreißer aus den eigenen Reihen sind in den kommenden Tagen gewiss. Die Geschlossenheit der Union könnte allen Beschwörungen zum Trotz dahin sein. Da hilft es wenig, dass Angela Merkel nicht müde wird, ihre Platte vom schnellen Weg aus der Krise und den liberalen Wachstumsbeschleunigern aufzulegen. Mehr noch: FDP-Chef Guido Westerwelle, der auch gestern wieder vom unbelehrbaren Horst Seehofer angefeindet wurde, hat seinerseits das inhaltliche Ringen mit den Schwarzen gestartet. Mit einem Sofortprogramm für die ersten 100 Tage schwarz-gelber Regentschaft geht er in Vorlage. Ein Peitschenhieb für Merkels samtweichen Schleichkurs. Der Gesundheitsfonds, den die Kanzlerin eben noch beschwor, ist zum Abschuss freigegeben. Auch wird die FDP ihre Forderung nach einer radikalen Steuerreform verschärft vortragen. Zum Thema gehören 400 im Internet nachlesbare Sparvorschläge, die für Wahlkampfzeiten viel zu konkret, klar und hart sind. Damit wäre - ohne Zutun der SPD - den Wahlkampflöwen genug Futter zum Fraß vorgeworfen. Schwer vorstellbar, dass sich die nach Beute lechzenden Großkatzen noch länger der Merkelschen Raubtierdressur fügen.

Quelle: Westfalen-Blatt

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