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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Afghanistan

Archivmeldung vom 07.09.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.09.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

In Afghanistan ist Krieg. Im Feldlager Kundus mit festen, aber nicht verbunkerten Unterkünften für 500 Bundeswehrsoldaten und Zivilisten sind derzeit mehr als 1100 Soldaten stationiert.

In der benachbarten Distrikthauptstadt von der Größe Paderborns und einer riesigen dünn besiedelten Umgebung versteckten sich bis vor einem Jahr höchstens 40 Untergrundkämpfer. Inzwischen ist ihre Zahl um ein Vielfaches gestiegen, auch weil der Verfolgungsdruck in anderen paschtunischen Siedlungsgebieten extrem zugenommen hat. Seit Wochen reißen Schießereien, Selbstmordanschläge und Gefechte in Hör-, manchmal sogar in Sichtweite des ummauerten und schwer bewachten Bundeswehrgeländes nicht ab. Das ist die Ausgangslage für das Geschehen von Donnerstag auf Freitag, bei dem um 21 Uhr zwei Tanklastzüge gestohlen werden und morgens um 2.30 Uhr - nach Nato-Schätzungen - 100 Aufständische sowie gut zwei Dutzend Zivilisten auf einer Sandbank im Kundus-Fluss entweder zerrissen werden oder verbrennen. Zwischen Militärs und Militanten leben Menschen, die seit 1980 Krieg erleben, mal entfernt, mal ganz nah. Auf dem Gelände des heutigen deutschen Feldlagers waren einst mehr als 10 000 russische Soldaten stationiert. Die Nordafghanen kennen Tod und Verderben, Risiken und Lebensgefahr. Dennoch zünden sie ihren Ofen mit kleinen Mengen Dynamit an, sie lagern scharfe Geschosse in ihren Häusern und sie zapfen Benzin ab, wenn ein Tankwagen feststeckt. Manche nehmen dabei sogar ihre Kinder mit. Vor diesem Hintergrund ist es zur Katastrophe gekommen. Furchtbar, schrecklich, kaum zu ertragen. Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn verlangt: kein Angriff, wenn auch nur ein Zivilist in der Nähe ist. Der deutsche Kommandeur befürchtete dagegen den großen, lange erwarteten Angriff auf sein Lager und die ihm schutzbefohlenen Soldaten hinter Kieskisten und Zeltplanen. Wer sich hier und auf die Schnelle von Europa aus ein Urteil erlauben möchte, muss die Fakten zur Kenntnis nehmen und er muss entscheiden, welchen Angaben er traut. Er muss sich frei machen von dem Glauben, die Taliban richteten ihr Handeln nach deutschen Wahlkämpfen, europäischen Geberforderungen oder gar an der vom Koran verlangten Friedensliebe aus. Wer über den deutschen Oberst, der die Bomber anforderte, richtet, sollte nicht von vornherein unterstellen, Isaf-Truppen seien Mordbrenner, die man nur durch Missionare der Nächstenliebe ersetzen muss, und das Feldlager Kundus würde zur Universität, wie vor Ort geplant und erhofft. Zunächst müssen die Details des Geschehens in der Nacht geklärt werden. Die Grundsatzfrage, warum wir in Afghanistan sind, sollte solange zurückstehen. Seit 2002 diskutieren Bundestag und Öffentlichkeit darüber, weshalb 100 000 ausländische Soldaten in Afghanistan kämpfen und inzwischen 1347 gefallen sind. Diese Frage bleibt bleischwer erhalten.

Quelle: Westfalen-Blatt

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