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Lausitzer Rundschau: Kontroverse zur Stammzellenforschung im Bundestag

Archivmeldung vom 15.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Unter allen Standpunkten, die gestern im Bundestag zur Stammzellenforschung eingenommen wurden, ist die radikale Ablehnung wenigstens konsequent. Das Leben beginnt mit der Befruchtung des Eis, sagt sie. Wir können mit der Stammzellenforschung vielleicht irgendwann Therapien entwickeln, die schwere Krankheiten heilen. Aber wir dürfen es nicht.

Wir dürfen nicht anderes Leben dafür töten. Dieser Standpunkt ist klar. Aber er hat schon vor langer Zeit verloren. Bei der Präimplantationsdiagnostik und beim Abtreibungsparagrafen. Hier wird eine Ersatzdebatte geführt. Zu spät und an diesem Objekt auch viel zu rigoros. Die Mehrheit der Gesellschaft empfindet die befruchtete Eizelle nicht als "Leben" im Sinne eines Individuums, sondern als einen Zellhaufen, der die Potenz hat, ein Individuum zu werden. Zumal, wenn sie bei der künstlichen Befruchtung quasi als Abfall entsteht und sich in einer Petrischale befindet. Wenn es akzeptiert ist, einen Fötus bis zum dritten Monat abzutreiben, um wie viel mehr ist es dann akzeptiert, diesen Zellhaufen zu nutzen, um daraus Stammzellen zu gewinnen für eine vielversprechende Forschung. Vorausgesetzt, man nimmt diese gesellschaftlich bereits stattgefundene Verschiebung von Normen hin, dann kann es für den Gesetzgeber nur noch um die Minimierung des "Verbrauchs" von embryonalen Stammzellen gehen. Denn es bleibt ethisch geboten, auch die Nutzung dieser Form von "Leben" strikt auf ethisch gleichwertige Anliegen zu begrenzen. Eine strenge Einzelfallprüfung jedes Forschungsvorhabens ist daher der richtige Weg und sollte die einzige Begrenzung bleiben. Die Mehrheit des Bundestags befürwortete vor sechs Jahren jedoch eine andere Lösung, die auch jetzt wieder die größten Chancen hat: keine Stammzellengewinnung in Deutschland, aber Nutzung schon existierender Stammzellen aus dem Ausland. Um keinen Anreiz zur Neuproduktion zu geben, setzte man einen knapp zurückliegenden Stichtag. So war das Gewissen rein und die Labore hatten trotzdem genug Material. Nun soll der Stichtag um fünf Jahre nach hinten verschoben werden, denn die Forscher brauchen frischen Nachschub. "Einmalig" angeblich. Und wieder kann man sagen, speziell für uns Deutsche sei ja kein einziger Embryo getötet worden. Dieser Ausweg aus einer Debatte, die, zugegeben, für alle ein moralisches Dilemma ist und bleibt, ist der winkelzügigste von allen. Er ist nicht mit Gott, sondern bigott.

Quelle: Lausitzer Rundschau

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