Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Meinungen/Kommentare Westdeutsche Zeitung: Gorleben

Westdeutsche Zeitung: Gorleben

Archivmeldung vom 10.09.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.09.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Atomkraft ist umstritten. Glaubten wir einst, mit der neuen Energie alle Übel dieser Welt heilen zu können, hat spätestens die Katastrophe von Tschernobyl - zumindest in Deutschland - die Ängste vor den Risiken so beflügelt, dass der Ausstieg mehrheitsfähig wurde.

Geblieben aber ist uns allen - Befürwortern wie Gegnern - ein noch viele Jahrtausende strahlendes Erbe, dessen sich niemand annehmen will. Der Salzstock Gorleben, 1983 als Endlager von der Regierung Kohl favorisiert, diente dabei auch als eine Art Alibi: Solange man den Salzstock erkundete, musste man sich um Alternativen nicht kümmern. Auch wenn immer klarer wurde, dass Gorleben wohl nicht die Lösung des Problems sein werde. Inzwischen scheint zudem die Vermutung zur Gewissheit geworden, dass die Entscheidung für Gorleben weniger fachlich, sondern vor allem politisch motiviert war. Die Warnungen der Wissenschaft wurden ignoriert, stattdessen ein Gefälligkeitsgutachten erwünscht und geliefert. Diese Manipulation der damaligen schwarz-gelben Regierung muss das ohnehin geringe Vertrauen in die Regierenden weiter erschüttern. Ehrlichkeit in der Politik, wie sie jetzt SPD-Umweltminister Gabriel für sich in Anspruch nimmt, ist gewiss eine schöne Sache. Aber noch überzeugender wäre es, wenn die Wahrheit nicht ausgerechnet drei Wochen vor der Wahl ans Licht käme. Man muss nicht krankhaft misstrauisch sein, um hier misstrauisch zu werden. Denn die Auseinandersetzung ums Endlager ist natürlich auch ein Streit nach dem St.-Florians-Prinzip: Gerade die Unionsländer Baden-Württemberg und Bayern, stets die lautesten Rufer nach längeren Laufzeiten für Kernkraftwerke, fürchten eine ergebnisoffene Prüfung. Deshalb, weil Wissenschaftler in diesen Ländern geeignete Lagerstätten vermuten. Aber Proteste im niedersächsischen Wendland sind aus dieser Sicht allemal leichter zu ertragen als vor der eigenen Haustür. Nach der Wahl wird die Aufregung schnell wieder verfliegen. Gorleben scheint tot, neue Standorte müssen geprüft werden. 2026, so will es der Umweltminister, soll der Bundestag entscheiden, 2040 das Endlager in Betrieb gehen. Aber was sind schon drei Jahrzehnte für ein Erbe, das dann 100 000 Jahre vor sich hin strahlt?

Quelle: Westdeutsche Zeitung

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte park in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige