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Berliner Morgenpost: Soviel Aufbruch war nie

Archivmeldung vom 16.09.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.09.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ein neuer Bugatti. Ein neuer Bentley. Ein neuer Lamborghini für mehr als eine Million Euro. Kann es sein, dass ausgerechnet Volkswagen die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat? Was Deutschlands größter Autokonzern auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) präsentiert, hat in weiten Teilen mit dem, was die Menschen heute vom Auto erwarten, nichts zu tun.

Dabei will diese IAA doch grün sein und uns Autofahrer vom Elektroauto überzeugen. Noch nie war auf den ersten Blick so viel Aufbruch zu sehen an den Ständen. Wenn man alles, was gezeigt und gesagt wird, für bare Münze nimmt, dann geht es gleich morgen los mit dem elektrischen Fahren oder spätestens nächstes Jahr. Bald sind wir abgasfrei unterwegs, und natürlich laden wir die Batterien mit Wind- und Sonnenkraft. Dies stimmt nicht, jedenfalls nicht für die Massenmotorisierung der nächsten 20, 30 Jahre. VW verhält sich hier am seriösesten - natürlich haben sie in Wolfsburg auch ein kleines E-Auto entwickelt, das sie aber frühestens für 2013 planen. Denn die Wahrheit ist, dass die Autobranche erst am Anfang steht, was den Abschied von der Kohlendioxid-Ära angeht. Und dass sie, tief getroffen von der Wirtschaftskrise, kaum die Kraft und das Geld hat, den nötigen Umschwung mit Vollgas anzugehen. Gleichzeitig muss sie sich der Attacken chinesischer Firmen erwehren, die sehr aktiv in der Entwicklung elektrisch betriebener Autos sind. Ihr Plan ist, einige Entwicklungsstufen des klassischen Automobils zu überspringen und gleich mit Elektroautos erfolgreich zu sein. Unversehens könnte man technologisch auf einer Stufe stehen mit den etablierten Europäern. Und wenn in 30 Jahren das Benzin wie Gold gehandelt wird, hilft Mercedes seine ganze Tradition nicht mehr. Dann wird Kompetenz in Batterietechnik gefragt sein, und da gibt es momentan keinen Vorsprung der deutschen Firmen. Schwerer wiegt, dass die Ankündigungen die Kunden verunsichern. Die meisten wissen, was die Stunde geschlagen hat, und viele sind bereit, auch alternativ angetriebene Autos zu kaufen. Manche akzeptieren sogar einen geringen Aufpreis. Aber alle wollen sicher sein, dass sie in die richtige Technik investieren und ihr Geld nicht in unausgegorene Konzepte stecken, die später als Gebrauchtwagen nicht verkäuflich sind. Wenn etwa der BMW-Chef sagt, dass seine Dieselautos weniger verbrauchen als die Hybridmodelle, warum sollte man seine neue Technik dann kaufen? Selten hat eine Internationale Automobilausstellung die Branche so sehr im Umbruch gezeigt. Die Autoindustrie braucht Geld, was sie teilweise durch Staatshilfen wie die Abwrackprämie bekommen hat. Sie braucht auch Zeit. Und sie braucht Zuspruch - von Kunden, die nicht bis zu 50 Prozent Rabatt verlangen, und vom Staat, der Anreize für den Kauf von Elektroautos schaffen könnte. Die Menschen wollen wissen, wie es weitergeht mit ihrer individuellen Mobilität. Diese Information bietet die IAA leider nicht.

Quelle: Berliner Morgenpost

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