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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Zumwinkel

Archivmeldung vom 15.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wirtschaftsskandale ohne Ende - und jetzt soll auch noch Klaus Zumwinkel Steuersünder sein? Zunächst gilt für den Post-Chef genau so wie beispielsweise für Rüdiger Kapitza von Gildemeister, für Heinrich Griem, den inhaftierten Ex-Beirat der Schieder-Gruppe, und für jeden anderen Beschuldigten: Wer nicht überführt ist und nicht verurteilt wurde, hat als unschuldig zu gelten.

Schön wäre es, wenn es dabei bliebe. Denn Zumwinkel ist nicht einfach nur noch ein Manager in der langen Reihe der Gierigen. Mit 18 Jahren im Amt ist der heute 64-Jährige der dienstälteste Vorstandsvorsitzende unter den Dax-Konzernen. Seine Aufgabe war es, die einst defizitäre Bundespost in einen gut gehenden privaten Logistikkonzern umzuwandeln. Das ist ihm gelungen. Allerdings hat er dafür immer wieder die Hilfe der Politiker - und das heißt im Klartext: der Steuerzahler - in Anspruch genommen. Sollte er tatsächlich als Privatmann dem gleichen Staat die ihm zustehenden Steuern verweigert haben, zeugte das, höflich ausgedrückt, von ziemlicher Undankbarkeit. Dazu kommt Zumwinkels Rolle bei der Einführung eines Mindestlohns im Postsektor. Kann man sich einen wortgewaltigeren Anwalt des kleinen Mannes vorstellen als den Multimillionär und McKinsey-Zögling? Da bewies der Spitzenmanager ein schauspielerisches Talent, das - für die Deutsche Post AG - am Ende auch von Erfolg gekrönt war. Wer fragt schon nach denen, die nun bei der Insolvenzwelle der Privatkonkurrenz ihre Jobs verloren? Sofern sich der Vorwurf des Staatsanwalts bestätigt, verlängert der Fall Zumwinkel eine lange Liste von Skandalen und Affären. Ex-Mannesmann-Vorstand Klaus Esser & Co. prägten als erste das Bild vom Manager als Abzocker, der glaubt, ein Millionen-Salär noch mit halb- und illegalen Tricks vervielfachen zu dürfen. Lang ist die Liste der Konzerne, die Schmiergelder gezahlt haben oder deren Mitarbeiter sich bestechen ließen. Siemens und sehr viele andere »feine« Adressen finden sich darin. Näher am Boulevard, aber in den Auswirkungen ebenso gravierend sind die Rotlicht-Skandale bei Volkswagen. Andere konstruierten, nachdem sich ihre Luftschlösser nicht verwirklichten, Luftgeschäfte und schönten so Bilanzen. Neben Namen wie Alexander Falk finden sich hier Ostwestfalen wie Schieder-Chef Rolf Demuth und - es ist nur 13 Jahre her - Friedel Balsam. Rechnet man zu den Fehlleistungen nun noch offensichtliches Kontrollversagen wie bei West-LB, IKB und jenseits der Grenze der Société Général, könnte einem dieser dunkle Berg den Blick auf die Sonne verstellen. Schnell ist man vor allem bei der Linkspartei bereit, die Systemfrage zu stellen. Allein: Selbst in der schlimmsten Diktatur der Nationalsozialisten gab es nicht weniger, sondern mehr Korruption. Nicht das System, die Personen versagen. Warum fühlt sich einer, der so viel Geld hat, dass er es kaum ausgeben kann, gedrängt, auf illegalen Wegen noch mehr Gold zu scheffeln? Aus der langen Liste der Gierigen hat diese Frage noch keiner beantwortet.

Quelle: Westfalen-Blatt


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