Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Meinungen/Kommentare Berliner Morgenpost: Kleines Auto, große Erwartungen

Berliner Morgenpost: Kleines Auto, große Erwartungen

Archivmeldung vom 04.05.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.05.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Elektroauto-Gipfel in Berlin hatte nichts von wirklicher Aufbruchstimmung. Kaum war das Pflichtprogramm vorüber, eilten Kabinettsmitglieder und Konzernchefs davon, um ihre jeweiligen Krisenherde einzudämmen. Und es war fast schon symbolisch, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel per Knopfdruck das Zeitalter Elektromobilität startete - aber zunächst nichts passierte.

Und trotzdem: Erstmals saßen Autobauer, Energiekonzerne und Politik an einem Tisch, um gemeinsam die Entwicklung des Strommobils voranzutreiben. Endlich passiert was, damit Deutschland seinen Rückstand gegenüber Ländern wie China, Japan oder den USA aufholt. Es gibt hochrangige Arbeitsgruppen, die in diesem Herbst erste Ergebnisse über Istzustand und künftige Strategie vorlegen sollen, und ein ehrgeiziges Ziel: eine Million E-Autos auf Deutschlands Straßen bis zum Jahr 2020. Angesichts der geplanten Anstrengungen wird es vermutlich sogar erreicht. Aber selbst wenn die E-Mobile in die Großserienfertigung gehen, lösen sie weder das Verkehrs- noch die Umweltprobleme. Die Erwartungen an das Elektroauto sind völlig überzogen. Das Problem ist, dass E-Mobile gleich drei Schwachpunkte haben, und das wird noch Jahrzehnte so bleiben: Sie sind reine Kurzstreckenfahrzeuge. Batterien, die einen Radius von mehr als 200 Kilometern erlauben, kann sich in absehbarer Zeit keiner vorstellen. Politik und Autokonzerne behelfen sich mit dem Hinweis, das E-Fahrzeug werde das zweite Auto der Haushalte für die Stadt. Der Zweitwagen also fürs gute Umweltgewissen, prima Idee. Aber wer soll das bezahlen? Das führt zur Hürde Nummer zwei. E-Autos werden selbst 2020 noch 8000 bis 10000 Euro teurer sein als vergleichbare Modelle mit Verbrennungsmotor. Derzeit sind es noch 10000 bis 15000 Euro, die man mehr bezahlen muss. Die anlaufende Serienproduktion wird die Preise also nur sehr langsam drücken. Dabei ist es doch für die Zukunft entscheidender denn je, dass man sich Mobilität leisten kann. Erneut die Frage: Wer soll das bezahlen? Vielleicht Menschen mit viel Geld und viel Umweltbewusstsein, und damit ist man beim dritten Haken: E-Autos sind nur so klimaneutral wie der Strommix, den sie "tanken". Im Fall Chinas, gerne als Vorreiter bei den E-Autos genannt, fällt der CO2-Ausstoß von E-Autos haarsträubend aus, weil dort vorwiegend Steinkohle verheizt wird. Die E-Mobile Chinas, die bereits auf den Straßen sind, stoßen mehr Schadstoffe aus, als jeder Benziner oder Diesel, der neuesten EU-Normen genügt. Fazit: Das Elektroauto kommt, schon weil die Erdölvorkommen endlich sind und die Umweltauflagen immer strenger werden. Aber Strommobile sind auch auf lange Sicht kein vollwertiger Ersatz für konventionelle Autos, sondern ein Zusatzangebot. Fürs Klima muss das keine Katastrophe sein, denn der herkömmliche Verbrennungsmotor hat noch ungeahntes Potenzial, was Steigerungen der Effizienz und Minimierung beim Schadstoffausstoß angeht.

Quelle: Berliner Morgenpost

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte keton in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige