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Lausitzer Rundschau: Korruption mit System

Archivmeldung vom 05.09.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.09.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die 250.Milliarden Euro, die jährlich im Gesundheitswesen umgesetzt werden, laden zur Korruption geradezu ein. Es gibt zum Beispiel für Ärzte schicke Reisen von Pharmakonzernen, auf dass sie das Richtige verschreiben. Es gibt für Apotheker nette Rabatte, auf dass sie das Richtige anbieten.

Krankenhauschefs werden von den Herstellern medizintechnischer Großgeräte umgarnt, auf dass sie in das Beste investieren. Und nun steht als neuer Vorwurf im Raum, dass Kliniken Ärzten Geld angeboten haben, direkt oder indirekt, auf dass sie ihre Patienten zur Behandlung oder Operation zu ihnen schicken und dass etliche Ärzte es angenommen haben. Ja, dass es regelrechte vertragliche Vergütungssysteme dieser Art gibt. Stimmt dieser Vorwurf, dann wäre das ein schwerer Vertrauensbruch im Verhältnis Arzt-Patient, denn der erwartet bei einer so heiklen Entscheidung einen ehrlichen Rat. Und es wäre sogar Körperverletzung, wenn der Patient dadurch eine schlechtere Behandlung erfahren sollte, als ihm bei objektiver Auswahl der besten Klinik möglich wäre. Das ist keine Angelegenheit, die die Ärzteschaft und die Kliniken auf die leichte Schulter nehmen sollten. Bei ihrem Gipfeltreffen am Freitag aber kam wenig mehr als eine Absichtserklärung heraus, den Sachverhalt nicht zu akzeptieren. Von strukturellen Konsequenzen keine Spur. Auch die Parteien, die sich den Ärzten besonders verbunden fühlen, Union und FDP, hätten allen Anlass, das Thema sehr ernst zu nehmen. Stattdessen gab es von ihnen Erklärungen, in denen sie vor Verallgemeinerungen warnten und von Einzelfällen redeten. Woher wissen sie das? Und selbst wenn es stimmt - können nicht schon wenige Fälle den Ruf einer ganzen Branche versauen? Der Patient weiß nämlich nicht, ob sein Arzt zu den weißen oder den schwarzen Schafen gehört. Auch die Regierung müsste schnelle und konsequente Gegenmaßnahmen ergreifen, von drastischen Strafen für erwischte Ärzte und Klinikchefs bis hin zur Herstellung größerer Transparenz. Der Vorschlag etwa, ein wissenschaftliches Benotungssystem für Krankenhäuser einzuführen und diese Daten im Internet zu veröffentlichen, würde die Quelle der illegalen Geschäfte, das angebliche Wissen der Halbgötter in Weiß, sofort austrocknen. Doch auch die Regierung schweigt weitgehend. Die Art, wie alle Seiten mit diesem Skandal umgehen, lässt nur einen Schluss zu: Im Gesundheitswesen wird ein bestimmter Anteil an Korruption schulterzuckend hingenommen. Denn er gehört schon zum System.

Quelle: Lausitzer Rundschau

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