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Ein Echo von 2008

Archivmeldung vom 10.03.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.03.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Was hatten der spanische Ökostromerzeuger Abengoa, der Rohstoffhändler Agritrade aus Singapur und der Privatklinikbetreiber NMC Health aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gemeinsam? Sie alle nahmen die Dienste des australischen Fintech-Einhorns Greensill Capital in Anspruch, bevor sie auf mehr oder weniger spektakuläre Weise unter ihren Schulden zusammenbrachen. Sieht man sich die Details an, werden Erinnerungen an 2008 wach.

Wieder geht es um verbriefte Verbindlichkeiten, durch die Risiken verschleiert und auf intransparente Weise im Finanzsystem verteilt wurden. Bei den Subprime-Krediten waren es Ratingagenturen, die ihr Gütesiegel erteilten. Bei Forderungen aus der Lieferkettenfinanzierung geben Versicherer ihr Plazet. Erst als Tokyo Marine nicht mehr mit dabei sein wollte, bekam man bei der Credit Suisse kalte Füße und zog den Stecker. Zuvor hatte sich das Assetmanagement der Schweizer Großbank noch bei der Suche nach Anlagemöglichkeiten für ihre Supply-Chain-Finance-Fonds auf Greensill Capital verlassen.

Das Modell der Lieferkettenfinanzierungen gibt es schon lange. Die zunehmende Digitalisierung hat ihre Nutzung vereinfacht. Das Prinzip ist denkbar einfach: Ein Unternehmen lässt seine Lieferanten und andere Gläubiger von einem Zwischenfinanzierer wie Greensill Capital bezahlen, der ihm den Betrag erst später zuzüglich Gebühren in Rechnung stellt. Es kann auch viel später werden. Ob es sich bei solchen Außenständen um Schulden handelt, ist umstritten. Seitens der Standardsetzer für die Rechnungslegung gibt es bislang keine klaren Handreichungen dazu, wie Reverse Factoring oder Lieferkettenfinanzierungen zu behandeln sind. Ein Blick in die Bilanz zeigt deshalb nicht unbedingt, ob ein Unternehmen darauf zurückgreift.

Findigen Finanzchefs eröffnet das Konstrukt ungeahnte Möglichkeiten. Der Cash-flow lässt sich schönen, die Außenstände erscheinen niedriger, und der tatsächliche Verschuldungsgrad wird verschleiert. Die Ratingagentur Moody's warnte schon 2015 vor den schuldenähnlichen Qualitäten des Reverse Factoring. Auch Carillion, die Nummer 2 der britischen Baubranche, betrieb vor ihrem Kollaps Supply Chain Finance.

Will der Gesetzgeber Abhilfe schaffen, helfen nur klare Vorgaben dazu, wie die Nutzung solcher Instrumente offengelegt werden muss. Ausreichend Beispiele dazu, was alles passieren kann, wenn man stattdessen Hasardeuren das Feld überlässt, gibt es ja bereits.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Andreas Hippin

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