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LVZ: Vertrauen

Archivmeldung vom 02.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Auf den ersten Blick klingt es paradox: Obwohl das US-Institut Lehman Brothers eine Kapitalerhöhung bekannt gab und die schweizerische UBS sowie die Deutsche Bank gestern wieder Milliarden-Abschreibungen wegen schlechter Kredite aus dem US-Hypothekengeschäft eingestehen mussten, legten ihre Aktien auf dem Parkett kräftig zu.

Ja, die deutschen Finanztitel beflügelten sogar den Dax. Vor wenigen Tagen und Wochen hätte das noch ganz anders ausgesehen. Buchstäblich jede kleinste Negativmeldung reichte aus, um die Börsen weltweit auf Talfahrt zu schicken. Deshalb könnte man nun von einer Trendwende sprechen. Könnte. Die Kreditkrise ist nämlich noch lange nicht ausgestanden. Die neuerlichen Abschreibungen beim deutschen Bankenprimus kamen in dieser Höhe unerwartet, wie auch bei der eidgenössischen Anstalt. Und die Belastungen für die Postbank, die sich auf das Endkundengeschäft konzentriert, konnte zudem niemand erahnen. Dass aber noch hohe Risiken in den Büchern schlummern, ist bekannt. Denn niemand kann bis dato präzise voraussagen, welche Ramsch-Hypotheken zu welchem Wert in den Büchern auftauchen. Immerhin wird das Risiko weltweit auf etwa 600 Milliarden US-Dollar geschätzt. Das ist auf dem Parkett bekannt und wohl ein Grund dafür, dass der gestrige Kursverlauf nicht zu einem Aprilscherz mutierte. Die Börse handelt Erwartungen. Die Anleger und Investoren sehen inzwischen sogar wieder Chancen, weil viele Papiere zum Schnäppchenpreis zu haben sind. Beispiel Deutsche Bank: Ackermann und Co. haben im internationalen Vergleich das Subprime-Debakel gut überstanden. Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die Frankfurter einen Rekordgewinn und sind trotz ihrer Rückstellungen und vorsichtigeren Gewinn-Prognosen so gut aufgestellt, dass sie angeschlagene Institute übernehmen könnten. Doch das ist die betriebswirtschaftliche Sicht der Dinge. Entscheidend für die nahe Zukunft wird sein, ob die Notenbanken den immer noch ausgetrockneten Kreditfluss zwischen den Banken mit genügend Liquidität versorgen, woran bislang kein Zweifel besteht. Das schafft Vertrauen - so wie die Anfang der Woche vom amerikanischen Finanzminister Henry Paulson verkündeten Pläne zur Reform der Finanzaufsicht in den Vereinigten Staaten, nach denen unter anderem die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) künftig größere Vollmachten erhalten soll - ein Weg zu mehr Transparenz. Dies ist es auch, was Euroland braucht. Mit der Neuregelung der Kontrollfunktionen zwischen Bafin und Bundesbank ist, unabhängig von der Finanzkrise, in Deutschland jedenfalls ein erster Schritt gemacht. Die Debatte um die Verantwortung in den Kontrollgremien, vor allem im Landesbankensektor, dagegen verstummt. Leider. Denn es sind nach wie vor die staatlichen Institute der Republik, die am stärksten von der Hypothekenkrise betroffen sind.

Quelle: Leipziger Volkszeitung (von Thilo Boss)


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