Holznagel kritisiert Stellenaufbau der Bundesregierung
Der Bund der Steuerzahler hat den geplanten Aufbau von 208 zusätzlichen Stellen bei der Bundesregierung kritisiert. Wenn die Pläne durch den Haushaltausschuss kommen sollten, wäre es "die größte Bundesregierung aller Zeiten", sagte der Präsident der Lobbyorganisation, Reiner Holznagel, dem Nachrichtensender "Welt".
"Wir haben so viele Ministerinnen und Minister wie noch nie, aber auch
Staatssekretäre. Hier hat man sich überhaupt nicht an seine
Versprechungen gehalten, gerade die Union nicht. Und jetzt geht es
einfach weiter. Und abgesehen von der Regierung selbst: Wir haben den
Höchststand an Angestellten und Beamten bei der Regierung, so viele
öffentliche Bedienstete gab es noch nie. Und leider geht es jetzt in den
Planungen so weiter. Deswegen muss man die Reißleine ziehen. Wir
brauchen hier den versprochenen Politikwechsel und der Bundestag ist
jetzt an dieser Stelle gefragt. Es geht auch darum, im nächsten Jahr
tatsächlich weniger auszugeben und wir brauchen einfach an dieser Stelle
auch eine rote Linie. Die scheint mir jetzt deutlich überschritten zu
sein."
Mit dem Stellenaufbau seien enorme Kosten für die
Steuerzahler verbunden, so Holznagel. "Das wird sehr viel kosten. Wenn
es gut dotierte Stellen sind, dann reden wir pro Stelle monatlich
zwischen einem Gehalt von zwischen 10.000 und 15.000 Euro, teilweise."
Auch deswegen appelliere man an den Haushaltsausschuss, "die Reißleine
zu ziehen und zu sagen: 'So geht es nicht', denn die Bundesregierung,
die jetzige Koalition hat immer im Wahlkampf versprochen: 'Weniger ist
mehr.' Und daran sollte man sich jetzt auch halten."
Bei
Neueinstellungen müsse wie versprochen die Devise gelten "one in, two
out", so Holznagel: Wer neue Stellen schaffen wolle, müsse anderswo
einsparen. "Und das fehlt ja." Er hätte sich vor allem vom neuen
Digitalministerium Sparvorschläge gewünscht, so Holznagel - also dort,
wo nun 150 neue Stellen entstehen sollen. "Es ist ja schon paradox, dass
gerade dieses Ministerium antritt, um den Staat moderner, effizienter
und nachhaltiger zu machen, aber jetzt erst mal neue Stellen für sich
beschließen lässt."
Auch die vorgesehenen acht Stellen für
Ex-Bundeskanzler Olaf Scholz passen für Holznagel nicht in die Zeit.
"Natürlich muss Olaf Scholz auch sparen." Die Wünsche seien "paradox
begründet; das kann ich mir nicht vorstellen, dass das so durchgeht." Es
sei "schon sehr interessant", dass ausgerechnet Finanzminister Lars
Klingbeil nun den Haushaltsausschuss um diese Stellen für Olaf Scholz
bitte, findet Holznagel: "Im Grunde genommen sagt das Finanzministerium
dem Haushaltsausschuss: 'Bitte weicht von eurer eigenen Maßgabe ab'.
Denn der Haushaltsausschuss hat schon in den letzten Jahren immer wieder
gesagt, dass die Amtsausstattung der Altkanzler gedrosselt werden muss.
Hier gibt es leider kein Gesetz - was wir uns wünschen - und insofern
wird immer wieder neu entschieden, wie viel kriegt ein Altkanzler oder
eine Altkanzlerin an Amtsausstattung? Und man hat sich eigentlich in die
Hände geschworen, beim nächsten Altkanzler - und das ist jetzt Olaf
Scholz - weniger zu beschließen. Und das wird jetzt offensichtlich
wieder durchbrochen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur