Scharfe Kritik an üppig besetztem Altkanzler-Büro für Scholz
Die Entscheidung des Bundesfinanzministeriums, Altkanzler Olaf Scholz (SPD) künftig acht Mitarbeiter an die Seite zu stellen, stößt in der Opposition auf scharfe Kritik. "Die AfD-Fraktion ist entsetzt darüber, dass die schon bei Angela Merkel vorherrschende maßlose Überversorgung mit Mitarbeitern für ehemalige Bundeskanzler nun noch hemmungsloser betrieben werden soll", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD, Stephan Brandner, der "Welt".
Bis zu vier Jahre nach dem Ende der Amtszeit eines Bundeskanzlers seien
aus seiner Sicht drei Mitarbeiter und ein Fahrer angemessen. "Was
allerdings acht Mitarbeiter für einen Ex-Kanzler tun sollen, der nicht
einmal eine vollständige Amtszeit absolviert hat, bleibt uns völlig
unklar und ist nichts weiter als Steuergeldverschwendung."
Auch
bei der Linksfraktion stößt die neue Mitarbeiter-Anzahl für Scholz auf
wenig Verständnis. Christian Görke, Erster Parlamentarischer
Geschäftsführer, teilte der "Welt" mit, Büros für Altkanzler seien aus
der Zeit gefallen. "Sie brauchen keinen eigenen Hofstaat auf Lebenszeit.
Die Büros müssen aufgelöst werden. Wenn sie in der Legislatur nach
ihrer Amtszeit noch ihre Geschäfte abwickeln, sollten sie dafür ein Büro
mit Minimalausstattung nutzen können." Wenn "normale Menschen" unter
Preissteigerungen und schlechter Wirtschaftslage litten, könnten
"opulente Privilegien" für Altkanzler nicht einfach weiterlaufen. Zumal
Scholz seine Mitarbeiterausstattung als Bundestagsabgeordneter
zusätzlich zur Verfügung habe.
Die anderen Fraktionen halten sich
mit Aussagen dazu zurück. Union und Grüne hätten die Anfrage nicht
beantwortet, schreibt die "Welt". Aus der Partei des Altkanzlers selbst,
der SPD, heißt es kurz und knapp: "Das lassen wir fraktionsseitig
unkommentiert."
Die gemeinnützige Plattform Abgeordnetenwatch
hält die Entscheidung für wenig nachvollziehbar. "Es ist grundsätzlich
legitim, Altkanzler personelle Unterstützung für ihre nachamtlichen
Aufgaben bereitzustellen - dies muss jedoch in einem nachvollziehbaren
und verhältnismäßigen Rahmen erfolgen", heißt es auf Anfrage. Die
Begründung des Finanzministeriums, besondere Umstände der Amtszeit
würden die personelle Aufstockung rechtfertigen, sei bislang zu vage.
Die Organisation sehe ein "strukturelles Problem" darin, dass es bisher
keine gesetzlichen Vorgaben für die Ausstattung ehemaliger Kanzler gebe -
anders als in den USA oder Großbritannien.
Zuvor war aus einem
Schreiben des Bundesfinanzministeriums an den Haushaltsausschuss des
Bundestags hervorgegangen, dass Scholz künftig ein Büro mit acht
Mitarbeitern erhalten soll. Auf die Frage, ob die Personalaufstockung
auf Wunsch von Altkanzler Scholz erfolgte oder vom Finanzministerium
angeregt wurde, reagierte das Haus von Lars Klingbeil (SPD) auf Anfrage
der "Welt" bis zum Freitagabend nicht.
Quelle: dts Nachrichtenagentur