NRW drängt auf zügige Mittelvergabe aus Sondervermögen

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Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) drängt die Bundesregierung zu einer möglichst schnellen Auszahlung der für die Länder vorgesehenen 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen für die Infrastruktur und warnt dabei vor weitgehenden Kontrollen des Bundes. "Jetzt gilt es, das Sondervermögen für die Infrastruktur schnell auf den Weg zu bringen, damit die Menschen sehen, dass mit dem Geld sinnvolle Dinge finanziert werden", sagte der Ministerpräsident der "Welt am Sonntag".
Das Geld müsse ankommen, in Schulen, Kitas und Krankenhäusern, im
Straßenbau und an den Unis. "Die ersten Vorschläge dazu aus dem
Bundesfinanzministerium haben mich und andere Ministerpräsidenten
allerdings alarmiert. Da hat das Bundesfinanzministerium ein sehr
bürokratisches Vorgehen geplant."
Wüst fordert: "Wir brauchen
einfache und bürokratiearme Verfahren. Für die vereinbarten Zwecke muss
das Geld reibungslos den Ländern zur Verfügung gestellt werden. Wir
müssen dann gemeinsam mit den Kommunen dafür sorgen können, dass die
nötigen Maßnahmen umgesetzt werden - ohne Kontrollbürokratie des
Bundes."
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident erklärte,
dass die Bundesländer in Westdeutschland, auch Nordrhein-Westfalen,
inzwischen "enormen Nachholbedarf" hätten: "In den vergangenen 30 Jahren
sind von den Kommunen in Nordrhein-Westfalen 250 Milliarden Euro
Sozialleistungen nach den Bundessozialgesetzen gezahlt worden. Unsere
Kommunen hier haben seit der Wiedervereinigung einen Kommunal-Soli in
Höhe von 15 Milliarden Euro gezahlt, damit die Folgen des Sozialismus in
den neuen Ländern bewältigt werden können. Im gleichen Zeitraum sind
die Kassenkredite unserer Kommunen auf 19 Milliarden gestiegen. Wer so
hohe Schulden hat, investiert nicht mehr. Insofern ist völlig klar:
Jetzt ist der Westen mal dran."
Mit Blick auf die Forderungen der
ostdeutschen Länder und den Finanzbedarf dort, sagte Wüst: "Man kann
doch nicht leugnen, in welch guten Zustand etwa viele historische
Stadtkerne im Osten gebracht worden sind. Wie viel Geld dort in neue
Straßen, Brücken und Gebäude geflossen ist. Das ist eine gute, sinnvolle
Sache. Bei den Bedarfen gibt es allerdings inzwischen Verschiebungen."
Der
CDU-Politiker mahnt die Bundesregierung außerdem, sich jetzt und
künftig bei gesetzlichen Initiativen des Bundes stärker finanziell zu
beteiligen. "Es geht darum, das umzusetzen, was im Koalitionsvertrag von
CDU, CSU und SPD steht: 'Wer bestellt, bezahlt'", sagte Wüst der
Zeitung. Es müsse ein finanzieller Ausgleich bei Vorhaben des Bundes
erfolgen, die die Länder umzusetzen hätten, zum Beispiel durch
Umsatzsteuerpunkte - so wie es das Grundgesetz als Weg vorsehe.
"Es
geht darum, das ewige Geschacher bei jedem einzelnen Gesetz zu beenden
und einen verlässlichen Mechanismus zu verabreden." Die kluge Regelung
im Koalitionsvertrag sei für viele Ländervertreter Grundlage gewesen,
dem Gesamtpaket zustimmen zu können. "Ich kann mir nicht vorstellen,
dass der Bund direkt am Beginn der Legislaturperiode mit einem so
zentralen Versprechen des Vertrags brechen möchte. Davor kann ich
jedenfalls nur warnen", so der Ministerpräsident.
Quelle: dts Nachrichtenagentur