Debatte über Bau neuer Gaskraftwerke
Aus der SPD ist Skepsis gegenüber dem Bau neuer Gaskraftwerke mit einer Gesamtleistung von bis zu 20 Gigawatt laut geworden. "Mit dem Koalitionsvertrag haben wir uns auf 'bis zu' 20 GW Gaskraftwerke verständigt, womit in Kombination mit den weiteren Aussagen, etwa zur Kosteneffizienz, zu den Klimaschutzzielen oder auch zur Stärkung von Speichern und Flexibilitäten sowie zur Nutzung aller Potenziale Erneuerbarer Energien, klar ist, dass jedes einzelne GW an zusätzlicher Gaskraftwerkskapazität gerechtfertigt werden muss", sagte die energiepolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Nina Scheer, der "Rheinischen Post".
Zudem adressiere der Koalitionsvertrag den Bedarf. "Große Potenziale
können aus bereits installierter Bioenergie-Leistung mit mehr
Flexibilisierung gezogen werden. Gleiches gilt für die heute aufgrund
von Netzengpassgründen abgeregelten Wind- und PV-Anlagen", so die
SPD-Politikerin. Die Nutzung von diesen Strommengen solle laut
Koalitionsvertrag deutlich ausgeweitet werden. "Diese Maßnahmen müssen
bei den Rahmenbedingungen zur Kapazitätssicherung mit berücksichtigt
werden. Die Kraftwerksstrategie und die Kapazitätssicherung werden im
Koalitionsvertrag sachlich gemeinsam behandelt", so Scheer weiter.
Die
Grünen kritisieren die Pläne. "Der entscheidende Punkt für neue
Gaskraftwerke ist der Umstieg auf grünen Wasserstoff. Ohne diesen
Umstieg droht der Markt für grünen Wasserstoff zusammenzubrechen", sagte
der energiepolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Michael Kellner der
"Rheinischen Post".
Mit Blick auf Bundeswirtschaftsministerin
Katherina Reiche (CDU) fügte Kellner an: "Die Kraftwerkspläne von
Katherina Reiche sind vermutlich weder beihilfekonform in Brüssel noch
berücksichtigen sie andere Technologien, wie Speicher. Das macht sie
teuer. Cleverer wäre es, wenn Katherina Reiche auf den bereits fertigen
Plan von Robert Habeck zurückgreifen würde."
Die Union
rechtfertigt ihr Vorhaben. "Der Bau neuer Gaskraftwerke ist kein
Selbstzweck, es geht um die Gewährleistung von Versorgungssicherheit.
Dazu brauchen wir so schnell wie möglich zusätzliche gesicherte
Leistung", sagte der energiepolitische Sprecher der Unionsfraktion,
Andreas Lenz (CSU), der "Rheinischen Post". "Deshalb muss jetzt die
erste Tranche der Ausschreibungen möglichst schnell auf den Weg gebracht
werden", so der CSU-Politiker.
Die Bundesnetzagentur habe
bereits Anfang 2023 in ihrem Versorgungssicherheitsbericht einen Bedarf
17 GW bis 21 GW bis 2031 festgestellt, der BDI gehe beispielsweise von
wesentlich höheren Bedarfen aus. "Bei der Ampel variierten die Zahlen,
auch damals stand eine zusätzliche Kapazität von 23,8 GW im Raum", so
Lenz. "Bundesministerin Katherina Reiche führt derzeit in Brüssel
intensive Gespräche mit der EU-Kommission, um möglichst schnell zu einer
beihilferechtlichen Verständigung zu kommen. Durch einen
technologieoffenen und marktwirtschaftlichen Kapazitätsmechanismus, der
ebenfalls zeitnah auf den Weg gebracht werden muss, gilt es, auch
Flexibilitäten, Speicher und zum Beispiel Biogasanlagen und KWK
einzubinden", so der CSU-Energiepolitiker weiter.
Quelle: dts Nachrichtenagentur