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Wasserkonzern Veolia verklagt kritische Filmemacher

Archivmeldung vom 19.01.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.01.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Die Jeanne d'Arc des kommunalen Wassers - Ann Le Strat - 2.Bürgermeisterin Paris. Bild: Kernfilm
Die Jeanne d'Arc des kommunalen Wassers - Ann Le Strat - 2.Bürgermeisterin Paris. Bild: Kernfilm

Der französische Konzern Veolia hat in Paris gegen den Film "Water Makes Money" Klage wegen "Verleumdung" eingereicht. Unklar ist derzeit, was Veolia dem Film vorwirft. Der Konzern hat dennoch bereits erreicht, dass die französische Staatsanwaltschaft einen Untersuchungsrichter bestellt hat. Dieser lässt jetzt mit Hilfe eines auch auf Deutschland ausgeweiteten Rechtshilfeersuchens polizeilich ermitteln. Ein Ausstrahlungs- beziehungsweise Aufführungsverbot ist nicht auszuschließen.

Veolia will zudem die Filmemacher Leslie Franke und Herdolor Lorenz auf Schadensersatz verklagen. "Veolia will uns wirtschaftlich ruinieren und über seine finanzielle Macht mundtot machen", stellte Leslie Franke fest.

"Water Makes money" thematisiert die negativen Folgen der Wasser-Privatisierung für Kommunen, vor allem am Beispiel von Frankreich, dem Mutterland von Veolia und Suez. In Frankreich versorgen die beiden Großkonzerne acht von zehn Bürgerinnen und Bürgern mit Wasser. Überhöhte Preise, aber auch deutlich mehr Lecks in den Rohrnetzen sowie schlechtere Trinkwasserqualität und Abwasserreinigung als im meist noch öffentlich versorgten Deutschland sind die Folgen. Doch auch in deutschen Städten wie Berlin und Braunschweig sind die Konzerne inzwischen aktiv. So zeigt der Film unter anderem das Berliner Wasser-Volksbegehren zur Offenlegung der Geheimverträge zwischen der Stadt und den Investoren. 24,9 Prozent der Berliner Wasserbetriebe gehören Veolia. Paris und andere französische Gemeinden haben inzwischen aus der Herrschaft von Veolia und Co. gelernt. Mehr als 100 Kommunen wollen die Kontrolle über ihre Wasserversorgung zurückholen. 

 

"Praktisch jedes Wort in 'Water Makes Money' wurde von Anwälten in Hamburg und Paris hin- und her gewendet und überprüft. Dennoch wird sicherlich nicht allein auf juristischem Feld entschieden, ob es Veolia gelingt, den Film aus den Kinos und von den Bildschirmen verschwinden zu lassen", erklärten Leslie Franke und Herdolor Lorenz. Für sie sei es ein Kampf David gegen Goliath: Das von Instanz zu Instanz potenzierte finanzielle Risiko könne für sie ruinös werden. Für Veolia dagegen seien die Kosten solcher Verfahren Peanuts.

"Die Informationen des Films müssen noch breiter in die Öffentlichkeit. 'Water makes Money' macht Mut: Wasser in Bürgerhand ist möglich. Wir müssen verhindern, dass Großkonzerne Kritik an ihrem Geschäftsgebaren unterdrücken können", sagte Markus Henn von Aquattac, dem internationalen Wasser-Netzwerk von Attac. Aquattac hat mit dem Film kooperiert, nationale Attac-Organisationen unterstützen ihn. Auch in Deutschland hat Attac zahlreiche Infoveranstaltungen zu den Filmvorführungen organisiert.

Noch darf der Film gezeigt werden. Der deutsch-französische Fernsehsender ARTE will eine TV-Fassung am Internationalen Wassertag, dem 22. März, um 20.15 Uhr ausstrahlen.  

 

Das Kernfilm-Team sagt zu der Klage von Veolia: "Veolias Versuch, unliebsame Filme aus der Öffentlichkeit zu verbannen, hat bereits Tradition. Als Leslie Franke und Herdolor Lorenz es 2005 wagten, in einem mit dem NDR koproduzierten Film („Wasser unterm Hammer“) über die Praxis der Geheimverträge bei der Teilprivatisierung der Berliner Wasserwerke aufzuklären, wurde der Konzern beim NDR vorstellig. Er erreichte nach eigenen Angaben sogar im Einvernehmen mit ARD-Chefredakteur Volker Herres, dass der Film nicht mehr ausgestrahlt werden durfte. Veolia Deutschland Geschäftsführer Reinhard Hülst in einem Schreiben vom 28. August 2008 über das Treffen mit dem NDR in Sachen „Wasser unterm Hammer“: „Zudem machte Herr Herres seinerzeit zudem die Anmerkung, dass eine derartige Arbeitsweise nicht positiv für die Reputation eines öffentlich-rechtlichen Senders sei“. Und das, obwohl der Dokumentation kein einziger inhaltlicher Fehler nachgewiesen werden konnte.

Quelle: Attac Deutschland / Kernfilm

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