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Ehemaliger Justizminister Christian Pfeiffer wirft der katholischen Kirche versuchte Nötigung vor

Archivmeldung vom 16.04.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.04.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Cover DIE ZEIT 17/19. Bild: "obs/DIE ZEIT"
Cover DIE ZEIT 17/19. Bild: "obs/DIE ZEIT"

Der Kriminologe Christian Pfeiffer wirft der katholischen Kirche vor, seinem Forschungsinstitut im Zuge einer Missbrauchsaufklärung Geld angeboten und ihn selbst bedroht zu haben, um ihn und seine Kollegen zum Schweigen über ihre Sicht zu den Umständen des Scheiterns einer gemeinsamen Studie zu bringen. Das enthüllt der ehemalige niedersächsische Justizminister erstmals in der Wochenzeitung DIE ZEIT.

"Wir lassen uns nicht kaufen", erklärte Pfeiffer nach eigener Aussage im Dezember 2012 gegenüber Bischof Stephan Ackermann, dem Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz. Ackermann war nach Pfeiffers Darstellung bei einem Gespräch zugegen, das das Ende der Zusammenarbeit des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD) mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) besiegelte. Ursprünglich hatten die Bischöfe das Institut im Jahr 2011 mit einer großangelegten Missbrauchsstudie beauftragt. 2012 sei Pfeiffer, als Leiter des KFN, dann angeboten worden, "dass wir nicht ausgegebene Forschungsmittel in Höhe von circa 120.000 Euro für sonstige Forschungszwecke behalten dürfen." Pfeiffer habe das im Namen des KFN abgelehnt.

Daraufhin hätte Ackermann dem Kriminologen gedroht, "dann sei ich ein Feind der katholischen Kirche - und das wünsche er niemandem". Der Bischof habe erklärt, "dass sie meinen guten Ruf öffentlich massiv attackieren würden", "dass mir das schaden würde, dass ich es bereuen und einen schweren Fehler begehen würde", wenn keine Schweigevereinbarung zustande käme, so Pfeiffer. Der ehemalige Justizminister in Niedersachsen nennt den Vorgang eine Bedrohung. Wörtlich heißt es in der ZEIT: "Das war der Versuch einer Nötigung."

In der Folge habe die katholische Kirche vor Gericht eine einstweilige Verfügung beantragt, dass er bei Androhung eines Ordnungsgeldes von bis zu 250.000 Euro nie wieder behaupten dürfe, die Kirche habe in Bezug auf die Studie Zensur ausüben wollen, so Pfeiffer. Gegen diesen Antrag habe er sich mit finanzieller Unterstützung seines Freundes, des Unternehmers Dirk Roßmann, erfolgreich gewehrt.

Auch gegen den heutigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erhebt Pfeiffer schwere Vorwürfe. Statt Transparenz zuzulassen, habe er Wissenschaftlern den Datenzugang versperrt. Die Kirche habe verhindert, dass Forscher "auch die in die Gegenwart ragende Mitverantwortung von Bischöfen, von Diözesen und Verwaltungen" aufdecken.

Der Jurist Christian Pfeiffer war Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. Als solcher ist er Verfasser zahlreicher Studien, unter anderem zum Thema Rechtsextremismus, sowie über den Zusammenhang von Computerspielen und Jugendgewalt, wozu er im Bundestag auch als Experte angehört wurde. Sein Institut sollte ab Sommer 2011 den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche erforschen. Von 2000 bis 2003 war Pfeiffer für die SPD niedersächsischer Justizminister. Der Protestant, 75, lebt mit seiner Frau in Hannover.

Quelle: DIE ZEIT (ots)

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