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Börsen-Zeitung: Auf der abschüssigen Bahn

Archivmeldung vom 19.10.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.10.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Auch in der gerade abgelaufenen Woche haben die Aktienmärkte nicht gerade ermutigende Konjunktur- und Unternehmensnachrichten empfangen. China meldete am Freitag einen erneuten Rückgang seines BIP-Wachstums von 6,2% auf nur noch 6% im dritten Quartal und verfehlte damit die Erwartungen der Marktteilnehmer.

Hinzu kam eine erneute Gewinnwarnung aus der Automobilbranche. Als eine ihrer ersten Amtshandlungen schockte die neue Renault-CEO Clotilde Delbos den Markt mit der Erwartung, dass der Erlös im laufenden Jahr um zwischen 3% und 4% sinken wird, sowie mit einer Reduzierung der Prognose für die operative Marge von 6% auf 5%.

Nach wie vor ist von einer Stabilisierung des globalen Wachstums nichts zu spüren, von der noch zu Jahresbeginn von vielen erhofften Beschleunigung ganz zu schweigen. Vielmehr befinden sich die Wachstumsraten unverändert auf der abschüssigen Bahn. Das schlägt sich auch in den Prognosen nieder. Wie zu befürchten war, hat der IWF seine Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft im laufenden Jahr weiter von 3,2% auf 3% gesenkt. Das ist mittlerweile weit weg von den 3,7%, die noch vor zwölf Monaten vorausgesagt wurden. Für das kommende Jahr werden nun 3,4% prognostiziert, was immerhin eine leichte Beschleunigung bedeuten würde. Aber auch die Erwartungen für 2020 befinden sich auf der abschüssigen Bahn, und es ist noch völlig offen, ob im nächsten Jahr am Ende tatsächlich noch eine 3 vor dem Komma zu sehen sein wird.

"Eskalierende Spannungen und eine mögliche Abkehr von der multilateralen, auf Regeln beruhenden Handelsordnung zählen zu den zentralen Gefahren für die globalen Konjunkturaussichten", so der IWF vor einem Jahr. Doch seine Warnung vor einer Unterbrechung weltweiter Lieferketten, höheren Preisen und einem Vertrauensverlust sowohl bei Unternehmen als auch an den Finanzmärkten verhallte wirkungslos. Der von US-Präsident Donald Trump angezettelte Handelskonflikt hatte seither weitere zwölf Monate Zeit, seine schadhaften Wirkungen zu entfalten. Sollten die derzeitigen Verhandlungen in den kommenden Wochen zumindest zu einer Teileinigung führen, könnte diese Entwicklung gestoppt werden. Deutliche Kurssteigerungen an den Aktienmärkten wären die sehr wahrscheinliche Folge - und für Trump mit Blick auf die Präsidentschaftswahl im nächsten Jahr vielleicht auch ein verlockendes Motiv. Ganz anders sähe es aus, wenn der Konflikt noch lange weiter brodelt oder sich weiter verschärft.

Eine Entspannung in den Beziehungen der beiden rivalisierenden größten Volkswirtschaften ist damit dringend notwendig, nicht zuletzt auch angesichts der Tatsache, dass der derzeitige Konjunktur- und Aktienzyklus mit mehr als zehn Jahren schon sehr alt ist. In einer Studie kam der Daten- und Informationsdienstleister IHS Markit zu dem Ergebnis, dass die vom Handelskonflikt ausgehende Verunsicherung die Ausrüstungsinvestitionen in den USA um 100 Mrd. Dollar bzw. 0,5% des BIP gedrückt hat, mit Folgen für die gesamte Weltwirtschaft.

Neben der Politik werden die Marktteilnehmer damit in den kommenden Wochen die Konjunkturdaten auf Anzeichen einer Stabilisierung oder weiteren Abschwächung abklopfen. Gleiches gilt für die begonnene Berichtssaison der Unternehmen zum dritten Quartal. Absehbar ist, dass die Saison zu einem weiteren Rückgang der Konsensgewinnschätzungen für das laufende Jahr führen wird. Allerdings weiß der Markt das. Zudem ist dieser Effekt durch die Flut an zurückliegenden Gewinn- und Umsatzwarnungen bereits ein Stück weit abgearbeitet. Wichtiger als die Zahlen (der Vergangenheit) werden daher die Ausblicke der Unternehmen auf das kommende Jahr sein.

In den nächsten Tagen wird eine Vielzahl wichtiger Unternehmen die Marktteilnehmer mit Stoff versorgen. So legen in den Vereinigten Staaten unter anderem United Technologies am Dienstag, Boeing, Caterpillar, Ford und Tesla am Mittwoch sowie am Donnerstag Intel und Visa ihre Zahlen vor. Unter den Dax-Unternehmen legt SAP am Montag ihre endgültigen Zahlen vor, gefolgt von BASF und Daimler am Donnerstag. Im europäischen Ausland berichten unter anderem Novartis und UBS am Dienstag, ABB, Akzo Nobel und Peugeot am Mittwoch, Air Liquide und Michelin am Donnerstag sowie Barclays und Eni am Freitag.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Christopher Kalbhenn

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