BERLINER MORGENPOST: Das nächste Versäumnis
Archivmeldung vom 10.10.2017
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Freigeschaltet durch André OttDie Vertreter des Bundeskriminalamtes (BKA) haben im Fall Amri bisher immer erfolgreich den Eindruck erweckt, mit der Pannenserie nichts zu tun zu haben. Damit ist es nun vorbei. Dem BKA wie auch den Länderpolizeien lagen im hauseigenen Computersystem bereits Mitte 2015 Dateien vor, mit denen der Islamist wohl rechtzeitig vor dem Anschlag hätte abgeschoben werden können.
Es waren Abdrücke seiner Handflächen, mit denen die tunesischen Behörden Amris Identität hätten feststellen können. Doch das BKA vergaß offenbar, dass die Abdrücke abrufbereit vorlagen - und leitete sie weder der zuständigen Ausländerbehörde noch den tunesischen Behörden zu.
Den Verantwortlichen ist es bisher gelungen, das folgenschwere Versäumnis unter der Decke zu halten - obwohl man vermuten darf, dass ihnen der kaum zu begreifende Fehler mindestens bei der behördeninternen Aufarbeitung im Nachhinein bewusst wurde. Nur eingestehen, was nicht mehr zu leugnen ist. Versuchen, geheim zu halten, was vielleicht niemand bemerkt. Ein solches Verhalten ist ein Schlag ins Gesicht der Hinterbliebenen.
Quelle: BERLINER MORGENPOST (ots) von Ulrich Kraetzer