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Unterschiede in der Intelligenz von Menschenaffen und „normalen“ Affen weniger deutlich als gedacht

Archivmeldung vom 27.03.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.03.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Javaneraffenweibchen Sally hat bei den Intelligenztests am DPZ mitgemacht.
Quelle: Vanessa Schmitt / Deutsches Primatenzentrum GmbH (idw)
Javaneraffenweibchen Sally hat bei den Intelligenztests am DPZ mitgemacht. Quelle: Vanessa Schmitt / Deutsches Primatenzentrum GmbH (idw)

Forschungsergebnisse aus der Wissenschaft zeigen oft die besondere Intelligenz der Menschenaffen. Dass ihre weniger menschenähnlichen Verwandten wie Paviane und Javaneraffen ähnlich gut denken können, haben drei Wissenschaftlerinnen vom Deutschen Primatenzentrum (DPZ) in einer jetzt erschienen Studie belegt. Ihre Ergebnisse zeigen, dass die Größe des Hirns für die Entwicklung der Denkfähigkeit offenbar nicht so bedeutend ist wie bisher angenommen. Stattdessen spielt die soziale und ökologische Umwelt, in der sich die Arten entwickelt haben, eine wichtige Rolle.

Um die Entstehung der besonderen Denkleistungen des Menschen zu verstehen, untersuchen Wissenschaftler häufig unsere nächsten Verwandten, die Affen. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Menschenaffen besonders bei Versuchen, die auf die soziale Intelligenz abzielen, Kleinkindern unterlegen sind. Dies wird in Zusammenhang mit der kooperativen Natur des Menschen und der Entwicklung der menschlichen Kultur gebracht. Dagegen schnitten Menschenaffen und Kinder in ihrer physikalischen Intelligenz, wenn es also um räumliches Vorstellungsvermögen, Mengenabschätzungen oder Kausalzusammenhänge geht, ähnlich gut ab. Offen blieb dabei, ob Menschenaffen auch intelligenter als ihre nächsten Verwandten aus der Gruppe der Altweltaffen sind. Das Team um Vanessa Schmitt aus der Abteilung Kognitive Ethologie am Deutschen Primatenzentrum hat jetzt herausgefunden, dass es kaum Unterschiede zwischen Menschenaffen und Tieraffen gibt. Eine Studie mit Menschenaffen aus dem Jahr 2007, die in der Gruppe um Michael Tomasello am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig angefertigt worden war, lieferte dabei die Vergleichsdaten für die aktuelle Untersuchung der Göttinger Wissenschaftlerinnen. Sie konnten zeigen, dass die klare Trennung zwischen Menschenaffen und anderen Arten sich vermutlich weniger auf ihre kognitiven Fähigkeiten erstreckt als angenommen. „Die Ergebnisse unserer Untersuchung legen nahe, dass für die Entwicklung der Denkleistung entscheidender ist, an welche Umwelt sich die Affen evolutionär angepasst haben. Genetische Verwandtschaftsverhältnisse oder die Hirngröße spielen eine geringere Rolle“, sagt Vanessa Schmitt vom DPZ, die Erstautorin der Studie.

Schmitt und ihre Kolleginnen führten mit insgesamt 18 Pavianen und Javaneraffen in deren gewohnter Umgebung ihrer Gehege eine Versuchsreihe durch, die „Primaten-Kognitions-Test-Batterie“ (PKTB) genannt wird. Um ihr Verständnis von Kausalität zu testen, bekamen die Tiere beispielsweise zwei Tücher gezeigt, auf denen Rosinen lagen, eines jedoch war zerschnitten. Die Tiere konnten wahlweise an einem Tuch ziehen und kamen nur an Futter, wenn sie das intakte benutzten. Sowohl Paviane als auch Javaneraffen zeigten sich der Aufgabe gewachsen. Auch die Menschenaffen hatten diese Aufgabe lösen können. Die soziale Intelligenz der Tiere untersuchten die Forscherinnen beispielsweise, indem sie vor den Tieren auf denjenigen von zwei Bechern deuteten, der Rosinen enthielt. Damit wollten sie prüfen, ob die Affen den Hinweis verstehen und den gefüllten Becher statt des leeren wählen würden. Weder die Affen am DPZ noch die Menschenaffen waren in der Lage, die Hinweise zu nutzen. „Unsere Daten deuten darauf hin, dass die Grenze, die in der Forschung oft zwischen Menschenaffen und den übrigen Arten gezogen wird, vermutlich weniger deutlich ist, als angenommen“, erklärt Vanessa Schmitt. „Unsere nächsten Studien werden darauf abzielen, genauer zu klären, warum die Affen bestimmte Zusammenhänge so schlecht verstehen, und unter welchen Bedingungen es ihnen möglicherweise leichter fällt, sich richtig zu entscheiden“, ergänzt Julia Fischer, die Leiterin der Arbeitsgruppe.

Quelle: Deutsches Primatenzentrum GmbH - Leibniz-Institut für Primatenforschung (idw)

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