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Wim Wenders sieht Bedeutungsverlust des Kinos

Archivmeldung vom 25.04.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.04.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Wim Wenders auf der Berlinale 2011
Wim Wenders auf der Berlinale 2011

Foto: Adrignola
Lizenz: CC BY 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Regisseur Wim Wenders beklagt einen Bedeutungsverlust des Kinos: "Das Kino ist mehr denn je ein Konsumartikel geworden und als solcher eher daran interessiert, von ,Lebensfragen' abzulenken," sagte der 69-Jährige der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Für den Erfolg eines Films sei Werbung ein größerer Faktor als früher, glaubt Wenders. "Und die Filme, die existenzielle Fragen stellen, haben a priori geringere Werbemittel. Solche Filme gehen deshalb auch ganz schnell unter."

Das aktuelle Mainstream-Kino sei "fast nur von Tempo bestimmt," beklagte Wenders. "Da kann man ein einzelnes Bild oft kaum erfassen, da wird schon wieder weggeschnitten. Das ist oft eher eine Überrumpelungstechnik als eine Erzähltechnik." In den Siebzigerjahren sei das Kino die Speerspitze der visuellen Kreativität gewesen, sagte der Regisseur. "Dann waren es die Werbung und vor allem die Musikvideos, die unsere Bildkultur geprägt haben. Heute liegt es auch da nicht mehr, sondern eher im Internet, in sozialen Netzwerken, auf Youtube, oder jetzt gerade in den Serien. All das bildet heute viel mehr den Geschmack der Zeit. Das Kino ist zwar noch eine privilegierte Art, mit Bildern umzugehen, aber eben nur noch eine von vielen."

Ernüchtert zeigte sich Wenders von den Besucherzahlen seines jüngsten Films: "Die Zuschauer, die aus ,Every Thing Will Be Fine' herauskommen, sind zu einem großen Teil emotional tief berührt, aber die schiere Zahl derer, die den Weg in den Film finden, ist trotzdem enttäuschend, auch durchaus im Verhältnis zu der Zustimmung, die der Film bei der Kritik gefunden hat. Das Erzählkino ist einfach schwer in der Rückbewegung im Verhältnis zum Sensationskino oder zu Komödien."

Die Tatsache, dass er immer wieder Filme über andere Künstler gedreht hat, begründete Wenders mit der Faszination der Kreativität: "Es ist kaum etwas aufregender, als miterleben zu dürfen, wie andere kreative Prozesse zustande kommen. Die Kreativität ist heute das letzte spannende Abenteuer auf diesem Planeten. Es gibt kaum noch Bereiche, in denen wirkliche Abenteuer möglich sind. Überall war schon irgendjemand. Aber wie andere Schöpfungsprozesse und andere Handwerke passieren, das kann hinreißend sein zu verstehen und kann auch die eigenen kreativen Impulse beflügeln."

Skeptisch zeigte sich der Regisseur hingegen gegenüber den sozialen Netzwerken: "Auch Menschen, die nicht kreativ arbeiten, müssen einsehen, dass tausend Facebook-Freunde nicht so viel wert sind wie ein einziger wirklicher Freund, den man anrufen kann. Bei den entscheidenden Fragen des Lebens helfen einem auch eine Million Likes nicht weiter. Nichts kann einen wirklichen Menschen ersetzen, weder eine Fiktion noch ein virtuelles Medium."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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