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Reaktorkatastrophe - EU verschweigt laxere Strahlen-Grenzwerte

Archivmeldung vom 05.04.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.04.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Angela Parszyk / pixelio.de
Bild: Angela Parszyk / pixelio.de

Absurd - dieser Ausdruck wurde arg strapaziert in den letzten Tagen. Doch wie sonst sollte man die Reaktion der Europäischen Kommission und der Bundesregierung auf den Atomunfall in Japan bezeichnen? Per Eilverordnung hatte die EU einerseits schärfere Kontrollen eingeführt, andererseits aber auch die Grenzwerte für die radioaktive Belastung von Lebensmitteln aus Japan gelockert: Für die meisten Produkte aus Japan sind die zulässigen Höchstwerte für die Cäsium-Aktivität mit 1.250 Becquerel/Kilogramm nun doppelt so hoch wie das bisher angewandte Limit von 600 Becquerel/Kilogramm.

Den Menschen in Japan hat die Katastrophe von Fukushima unvorstellbares Leid bereitet. Die Folgen werden langfristig auch die Nahrungsmittelproduktion beeinträchtigen. In Europa besteht dagegen derzeit überhaupt kein Anlass zur Sorge über radioaktiv belastete Produkte aus Japan. Deshalb war die Lockerung der Grenzwerte nicht nur überflüssig. Sie ist auch gleich dreifach absurd: Erstens gelten für Importe aus Japan jetzt niedrigere Sicherheitsstandards als vor der Fukushima-Katastrophe. Zweitens sind die Grenzwerte weniger streng als für Importe aus anderen Ländern. Und schließlich sind sie auch höher als in Japan selbst – theoretisch könnte Japan also Lebensmittel nach Europa ausführen, die dort aufgrund der Strahlenwerte nicht verkauft werden dürften.

Die Öffentlichkeit wurde darüber gar nicht erst informiert. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner betonte nur, dass durch die Eilverordnung strengere Kontrollregelungen für Produkte aus Japan griffen. Dass gleichzeitig auch die neuen – höheren - Grenzwerte in Kraft traten, verschwieg sie.

foodwatch und das Umweltinstitut München machten dies öffentlich. Die erste Reaktion von EU-Kommission und Verbraucherministerium: Abwiegeln und Abstreiten. Erst Ende vergangener Woche, nach Tagen des öffentlichen Drucks, wurde zurückgerudert: EU-Kommissar Günther Oettinger will ein Zurück zu den alten, strengeren Grenzwerten prüfen. Dafür setzt sich auch das deutsche Bundesverbraucherministerium ein, denn: „Der vorbeugende Verbraucherschutz muss Priorität haben.“ Merkwürdig – hatte doch die Bundesregierung erst vor wenigen Tagen für die Eilverordnung mitsamt den gelockerten Grenzwerten gestimmt.

Mit dieser Grenzwertpolitik haben EU und Bundesregierung die Verbraucher nur unnötig verunsichert. Denn nach wie vor gilt: Die EU importiert nur sehr wenige Nahrungsmittel aus Japan, und seit der Katastrophe von Fukushima ist der Handel nahezu zum Erliegen gekommen. Zurzeit besteht für die Verbraucher in Europa schon allein deshalb kein Grund zur Sorge. Umso unverständlicher sind die lückenhafte Informationspolitik und die Heraufsetzung der Grenzwerte. Um Vorsorge zu leisten, wäre ein Importstopp, wie ihn auch Länder wie Südkorea und China kürzlich wegen des Dioxinsskandals für potentiell belastete Produkte aus Deutschland ausgesprochen hatten, die effektivere Maßnahme gewesen.

foodwatch wird die weitere Entwicklung genau beobachten – und die Öffentlichkeit darüber informieren.

Quelle:foodwatch

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