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Listeriose-Fälle: Bakterien-Käse als Todesursache schon im Januar bekannt

Archivmeldung vom 20.02.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.02.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Reinhardshof, Harzer Käse, 200 g" und "Reinhardshof, Bauernkäse mit Edelschimmel, 200 g
Reinhardshof, Harzer Käse, 200 g" und "Reinhardshof, Bauernkäse mit Edelschimmel, 200 g

Schon viel früher als bisher berichtet war den Behörden in Deutschland und Österreich bekannt, dass die Listeriose-Erkrankungen mit Todesfolge eindeutig auf Käseprodukte des österreichischen Herstellers Prolactal zurückzuführen waren, der in Deutschland bei Lidl vertrieben wurde. Nach einer Recherche der Verbraucherrechtsorganisation foodwatch lag der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES bereits am 20. Januar 2010 ein Bericht vor, der diesen Zusammenhang zweifelsfrei darstellt.

Die deutschen Behörden wussten davon spätestens Anfang Februar. Erst am 16. Februar jedoch gab Lidl eine unmissverständliche Verzehrswarnung heraus. Die deutschen Behörden ihrerseits gingen zu keinem Zeitpunkt mit einer Verzehrswarnung an die Öffentlichkeit.

"Die Behörden haben die Informationsarbeit einem befangenen Unternehmen überlassen und ihre Fürsorgepflicht für die Gesundheit der Bürger in fahrlässiger Weise verletzt. Als die Käseprodukte eindeutig als Ursache für vier Todesfälle in Österreich feststanden, wäre eine unmissverständliche Verzehrswarnung die einzig richtige Maßnahme gewesen", kritisierte foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. "Um ein solches Versagen bei der Informationspolitik in Zukunft zu verhindern, müssen die Behörden per Gesetz verpflichtet werden, die Öffentlichkeit unverzüglich über Sicherheitsrisiken zu informieren. Bisher gibt es dazu nur eine ,Soll'-Bestimmung."

Nach foodwatch-Recherchen stellt sich der Ablauf der Ereignisse wie folgt dar:

  • Am Mittwoch, den 20. Januar 2010 liegt der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) der Endbericht zum Ausbruch einer weltweit neuartigen Listeriose in Österreich vor, erstellt von dem auch in Deutschland staatlich anerkannten Referenzlabor für Listerien in Wien. Als eindeutige Ursache der Erkrankung, die zu diesem Zeitpunkt in Österreich schon vier Todesopfer zufolge gehabt hatte, wird der Verzehr von Käse des Herstellers Prolactal benannt. In Deutschland wird diese Käsesorte von Lidl vertrieben.
  • Am Freitag, den 22. Januar, stellt die AGES eine Warnmeldung ins Schnellwarnsystem der EU, mit der vor den listerienbelasteten Produkten gewarnt wird. Dass diese Produkte eindeutig Ursache für die Todesfälle in Österreich waren, geht daraus nach Angaben aus deutschen Behörden nicht hervor. Zudem wurde die Keimbelastung der Lebensmittel in der AGES-Meldung offenbar fälschlicherweise als extrem niedrig angegeben.
  • Am Samstag, den 23. Januar veröffentlicht Lidl eine Erklärung, in der Käufern der Produkte "Reinhardshof, Harzer Käse, 200 g" und "Reinhardshof, Bauernkäse mit Edelschimmel, 200 g" empfohlen wird, diese "aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes" nicht zu verzehren.
  • Am Donnerstag, den 4. Februar wird der Endbericht der österreichischen AGES im Wissenschaftsjournal "Eurosurveillance" veröffentlicht und ist damit im Internet für jeden einsehbar  - allerdings ohne namentliche Benennung von Hersteller und Käsesorte.
  • Am Dienstag, den 9. Februar wird das zuständige baden-württembergische Landesministerium für Ernährung nach Angaben aus dem Ministerium selbst vom deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) über die Informationen aus dem Artikel in "Eurosurveillance" informiert. Eine Weitergabe der Erkenntnisse durch das Ministerium an Lidl unterbleibt.
  • Nachdem bekannt wird, dass das Robert-Koch-Institut auch die beiden deutschen Todesfälle aus Baden-Württemberg von Ende 2009 eindeutig auf den Verzehr des Harzer Käses zurückführt, veröffentlicht Lidl am Dienstag, den 16. Februar eine verschärfte, eindeutige "Warnung" vor dem Verzehr der Produkte.

Quelle: foodwatch e.V.

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