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Börsen-Zeitung: Nicht ganz auf Kurs, Kommentar zur Fondsbranche

Archivmeldung vom 22.02.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.02.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Binnen zwölf Jahren hat sich das von den deutschen Assetmanagern verwaltete Vermögen auf 2,8 Bill. Euro mehr als verdoppelt. Doch trotz dieses neuerlichen Rekordes: So ganz "auf Kurs" geblieben, wie der Fondsverband BVI insinuiert, ist die Branche nicht. Der Einbruch des Neugeschäfts mit Publikumsfonds um 91 Prozent auf bescheidene 6,5 Mrd. Euro ist - auch wenn 2015 hier ein Ausreißer war - eine herbe Enttäuschung.

Was läuft da schief? Sicher: Wachstumssorgen mit Blick auf China, der Brexit, Trump, Italien - dieser Cocktail ist geeignet, Anlegern auf den Magen zu schlagen. Aber das reicht als Erklärung nicht aus, zumal wenn die Börsen jeden tatsächlichen oder vermeintlichen Schock abschütteln, als wäre nichts gewesen.

Vermutlich muss die Verbesserung der Finanzbildung, die der BVI und Bankenverbände seit Jahr und Tag fordern und über ein Schulfach "Wirtschaft" erreichen wollen, zuerst bei den Beratern in Banken und Sparkassen ansetzen. Sogar BVI-Präsident Tobias Pross macht kein Hehl daraus, dass es bei der Beratung respektive im Vertrieb gewisse Defizite gibt. Wie sollen dann erst die Kunden verstehen, wie sie "richtig" anlegen?

Doch die Fondsanbieter müssen sich auch an die eigene Nase fassen. Publikumsbeschimpfung ("Der Deutsche investiert und spart falsch. Ende der Durchsage.") wird ihnen so wenig helfen wie zwangsweise Umerziehung der Kunden in Form von Garantieverboten bei der betrieblichen Altersvorsorge oder beim Riestern. Das mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz geplante Opting-out ist in der Tat eine sinnvolle Weiterentwicklung.

Ge- und Verbote dagegen haben wenig mit dem Leitbild des mündigen Verbrauchers zu tun, das der BVI zu Recht anmahnt. Wenn die Deutschen nun mal derart auf Sicherheit fixiert sind, dass sie ihr Anlageverhalten selbst bei Niedrig-, Null- und Negativzinsen nicht radikal verändern, muss man sie eben besser aufklären, ihnen die für das Umdenken nötige Zeit lassen und ihnen vor allem die gewünschten, auch zu ihrem Gefühlsleben passenden Produkte anbieten.

Wenn es um die Sicherung einer auskömmlichen Altersvorsorge und des Wohlstands überhaupt durch das Wertpapier- und namentlich das Fondssparen geht, sind aber nicht zuletzt auch Politik und Regulierer in der Verantwortung. Das ständige Gerede über eine Systemrelevanz der Fondsbranche ist ebenso kontraproduktiv wie etwa die ewigen, in ihrer Absurdität kaum noch zu toppenden Debatten über die "Abschaffung" der Abgeltungsteuer oder über eine neue Finanztransaktionssteuer. Das sind obendrein Förderprogramme für andere Finanzplätze.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Bernd Wittkowski

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