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ARD hat keine Ahnung von Energie

Archivmeldung vom 29.11.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.11.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Anfang September hat das 1. Deutsche Fernsehen in der Sendung „Börse vor Acht“ die Wirtschaftsentwicklung des Energieerzeugers Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG (RWE) aufgrund des letzten Quartalsberichtes kommentiert. Die Äußerungen waren so unsinnig, dass daran gezweifelt werden muss, ob in der Wirtschaftsredaktion Fachleute sind.

Gewinnrückgang und Verluste bei RWE wurden zurückgeführt auf das Weiterbetreiben von Kohle- und Kernkraftwerken, statt auf regenerative Energien zu setzen. Hier muss gefragt werden: Kennen die Experten der Wirtschaftsredaktion die Erstellungskosten von Strom aus den verschiedenen Anlagen? Dies dürfte wohl nicht der Fall sein. Daher hier gleich die Antwort:

Erzeugungskosten von Strom

Die Kilowattstunde (kWh) Strom wird in Kernkraftwerken und in Braunkohlekraftwerken für 2,5 Cent erzeugt. Steinkohlekraftwerke, die Importkohle verwenden, produzieren den Strom für ca. 4,5 Cent/kWh. Bei Gaskraftwerken steigen die Kosten auf 6 Cent/kWh. Diese thermischen Kraftwerke produzieren Strom ganzjährig entsprechend dem Bedarf.

Strom aus regenerativen Anlagen (Ökostrom) ist deutlich teurer und außerdem nicht planbar. Wind und Sonne können wir nicht regeln. Dieser unzuverlässige Strom ist jedoch sehr viel teurer. Windstrom von Landanlagen kostet 9 Cent/kWh. Von Offshore-Anlagen kostet er mehr als das Doppelte, mehr als 20 Cent/kWh, bis er an Land ist. Solarstrom hat im Mittel Kosten von rund 20 Cent/kWh. Strom aus Biogasanlagen wird mit über 15 Cent/kWh vergütet.

ARD hat keine Ahnung

Es bleibt ein Geheimnis der ARD, warum sie bei dieser Kostenlage verkünden, RWE hätte die Entwicklung auf dem Energiemarkt verschlafen durch das Weiterbetreiben der konventionellen Kraftwerke, die uns ja versorgen müssen, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Mit der Tochterfirma RWE Innogy hat RWE sehr früh und mit großem Kapitaleinsatz die Möglichkeiten und die Wirtschaftlichkeit von Ökostrom getestet. Das Ergebnis war weitgehend negativ und mit großen Verlusten verbunden. Daher zieht sich die Firma aus diesen Aktivitäten zurück.

Die Wirtschaftsexperten von ARD haben auch nicht die Frage geklärt: Warum geht bei RWE der Gewinn drastisch zurück, wenn sie Anlagen mit den weitaus günstigsten Stromerzeugungskosten betreiben? Ob diese Frage aus Unwissenheit oder aus Beflissenheit gegenüber der Regierungspolitik nicht gestellt wurde, soll hier nicht erörtert werden. Beides ist gleich schlimm. Dafür soll die Frage beantwortet werden.

Der teure Ökostrom, der nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) in das Netz eingespeist werden muss, wird an der Strombörse zu jedem Preis verhökert. Findet sich kein Abnehmer, wird er sogar verschenkt. Ist dann immer noch zu viel Ökostrom da, sucht man Verbraucher, die den Strom vernichten. Dafür erhält der Verbraucher dann noch Geld. Nötig ist diese Praxis bei Starkwind und Sonnenschein, da sonst das Stromnetz überlastet wird mit Auslösen von Sicherungen. Dann wird es dunkel. Mit jeder neuen Ökostromanlage muss noch häufiger immer mehr Ökostrom verschenkt werden.

Stromdumping zerstört unsere sichere Versorgung

Das Verhökern des Ökostroms an der Börse ist die weltgrößte Dumpingaktion. Die Dumpingkosten betragen mehr als 20 Milliarden Euro im Jahr, die wir alle als Stromverbraucher bezahlen müssen. Es sind die EEG-Kosten. Dumping führt zu Preisen unterhalb der Gestehungspreise. Der Wettbewerber macht Verluste und muss den Betrieb einstellen. Dieser Prozess läuft zurzeit. Die relativ teuren Gaskraftwerke sind zunächst betroffen. Sie werden als Erste stillgesetzt. Es folgen die dann die Steinkohle-Kraftwerke. Auch hier gibt es bereits eine Reihe Schließungsplänen. So wird Betriebskapital vernichtet und die Versorgungssicherheit aufs Spiel gesetzt.

Dumping durch das EEG ist also der Grund für die Verluste von RWE, nicht das Versäumen der Wende zur Ökostromerzeugung. Die Kraftwerke von RWE, e-on und den anderen konventionellen Stromerzeugern bremsen den Preisanstieg. Nur mit ihnen kann die Stromversorgung gesichert werden. Mit dem unberechenbaren Wackelstrom aus den Ökoanlagen ist das nicht möglich. Immer häufigere Blackouts wären die Folge.

Bundeskartellamt schreitet gegen Dumping nicht ein

Dumping ist eine der schlimmsten Wettbewerbsverzerrungen mit dem Ziel, den Wettbewerber zu vernichten. Daher ist es die vornehmste Aufgabe des Bundeskartellamtes, gegen Dumping einzuschreiten. Auf eine Anzeige von mir gegen das Ökostrom-Dumping an den Präsidenten des Amtes, Andreas Mundt, erhielt ich die Antwort: „Die Ökostromvermarktung sei kein Dumping, da es sich hier um die Ausführung eines Gesetzes, des EEG, handelt.“

„Schuld an dieser Entwicklung hat allerdings auch RWE selbst. Unter dem derzeitigen Vorstandsvorsitzenden Peter Terium wurde regierungsfreundlich Ökostrom propagiert, statt öffentlich immer wieder auf die hohen Kosten und die unsichere Verfügbarkeit von Ökostrom hinzuweisen,“ sagt Heinrich Duepmann, Vorsitzender von Stromverbraucherschutz NAEB e.V. „Der Schlingerkurs oder sogar die Anbiederung vieler Industrieunternehmen im Hinblick auf die Energiepolitik der Bundesregierung ist wenig hilfreich und auf längere Sicht ein Aus für die Betriebe.“

Quelle: Kommentar von Prof. Dr. Hans-Günter Appel (Beiratsvorsitzender NAEB e.V.)

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