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Börsen-Zeitung: Läuft der Trump-Effekt aus?

Archivmeldung vom 25.03.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.03.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Trump-Euphorie, Trump-Mania, Trump-Rally oder einfach nur der Trump-Effekt - die Märkte haben seit der überraschenden Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten im November 2016 fast nur noch eine Karte gespielt, und zwar die Karte Trump. Mit Trump geht es mit der Wirtschaft nach oben. Er wird umfangreiche Konjunkturprogramme ins Leben rufen, die der Wirtschaft einen Auftragsboom bescheren. Dazu gesellen sich Infrastrukturinvestitionen und Steuersenkungen für Unternehmen und Haushalte. Prosperität in den USA und mit ihnen in der ganzen Welt, könnte man überspitzt formulieren. Es geht schlichtweg überall nur noch nach oben.

Kehrseite bei den Bonds

Vor diesem Hintergrund der Aussicht auf wirtschaftliche Stärke haben die US-Aktienmärkte seit der Wahl deutlich zugelegt. Die Kehrseite - wenn auch nicht mit einer katastrophalen Entwicklung - war an den Rentenmärkten zu spüren. Denn wenn Trump die wirtschaftliche Aktivität so heftig beleben wird, also die Nachfrage nach oben schießt, dann reagieren schließlich auch die Preise, d.h. die Inflation springt wieder an.

Von der großen Reflationierung der Wirtschaft, auf die alle bislang vergeblich gewartet hatten, war die Rede. Das ruft schließlich die US-Notenbank Fed auf den Plan, die mit Zinssteigerungen auf die Trump'sche Wirtschaftspolitik reagieren, d.h. gegensteuern muss. Das bedeutet für die Rentenmärkte höhere Renditen und damit fallende Kursnotierungen. Der Dollar wird in einem Umfeld wirtschaftlicher Aufwärtsbewegung und höherer Zinsen nach oben tendieren, also gegenüber den wichtigsten Währungen aufwerten. Diese Einschätzung herrschte nun knapp fünf Monate an den Märkten vor.

Doch seit einigen Tagen wird an den Märkten eine andere Karte gespielt, auf die die eine oder andere Analystenstimme sehr wohl schon mal hingewiesen hat, was aber bei der Euphorie an den Märkten immer wieder in den Hintergrund trat. Das Gezerre um Obamacare hat den Märkten etwas vor Augen geführt, was vielleicht in nächster Zeit den Trend vorgeben könnte.

Man sollte vielleicht besser abwarten, wie viel Trump von seinen Versprechungen - und auch Drohungen - überhaupt umsetzen kann. Wie stark wird der US-Präsident in den eigenen Reihen ausgebremst? Was bleibt von seinen Plänen am Ende des Tages überhaupt noch übrig? Und wie stark werden die Wirkungen der womöglich heftig zurechtgestutzten Wirtschaftsprogramme überhaupt noch sein? Dann kann man auch abschätzen, wie stark die Fed gegensteuern muss und wie weit die Renditen von Bonds noch steigen müssen. Sind sie vielleicht schon zu weit gestiegen? Zusammenfassend: War die Trump-Euphorie übertrieben?

Pilar Gomez-Bravo, Portfoliomanagerin bei der britischen MFS Investment Management, weist völlig zu Recht darauf hin, dass der US-Konjunkturzyklus schon sehr lange läuft und wir uns damit sehr spät im Zyklus befinden. Abzulesen sei das zum Beispiel an der niedrigen Arbeitslosenquote, aber auch an anderen Aspekten wie eben den Autoverkäufen, die ihrer Meinung nach den Zenit schon überschritten haben könnten.

In einem Kapitalmarktausblick wirft sie die Frage auf, ob dieser Zeitpunkt wirklich so gut ist, um wirtschaftliche Stimulation loszutreten. In diesem Zusammenhang weist Gomez-Bravo auch auf das Risiko Fed hin. Sollte die Fed tatsächlich einen längeren Straffungszyklus durchziehen, dann spüren das nicht nur die USA, sondern verständlicherweise auch China, und zwar über die mit den Zinssteigerungen verbundenen Kapitalabflüsse. Gomez-Bravo sieht denn auch größere Risiken, dass die von vielen erhoffte Reflationierung nicht in diesem Ausmaß die Wirtschaft vorantreiben wird.

Chance für Neuorientierung

Somit besteht durchaus das Risiko, dass der Trump-Effekt auslaufen wird oder zumindest mal eine Auszeit nimmt und die Märkte in eine Phase der Neuorientierung treten. Das könnte mit niedrigeren Aktienkursen in den USA verbunden sein, was auch in Europa als Belastungsfaktor wirken würde. Der Dollar hat sich im März von seinen Hochs gegenüber dem Euro abgesetzt. Er könnte weiter zur Schwäche neigen.

Und die Bondmarktrenditen diesseits und jenseits des Atlantiks würden sich dann wieder auf den Rückzug von den jüngsten Anstiegen begeben. Portfoliomanagerin Gomez-Bravo ist sich indes sicher, dass die Bondrenditen noch länger niedrig bleiben werden, wenngleich die Zinsvolatilität zugenommen habe. Die derzeit bestehenden Unsicherheiten werden den Bemühungen, die Geldpolitik zu normalisieren, weiter zu schaffen machen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Kai Johannsen

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