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Börsen-Zeitung: Trau, schau, wem

Archivmeldung vom 19.08.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.08.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Volkswagen hat momentan wirklich genügend Probleme, die es mit Anstand abzuarbeiten gilt. Und vor allem wird die Bewältigung des selbst verschuldeten Dieselabgas-Skandals so teuer, dass man die eigenen finanziellen Ressourcen genau im Blick behalten muss. Also: Keine unnötigen Ausgaben, keine zu großzügigen Rabatte im Fahrzeugverkauf - aber auch Sicherstellung der normalen Betriebsabläufe, damit der Rubel rollt.

Und da mutet es doch fast schon wie ein Treppenwitz an, dass ein kleiner Zulieferer mit slowenischen Wurzeln es schafft, durch Nichterfüllung von Verträgen teilweise die Produktion in gleich drei Werken des Autobauers lahmzulegen. Betroffen von dem Teilemangel sind die Passat-Fertigung in Emden, aber auch das Stammwerk in Wolfsburg mit den Bestsellern Golf und Tiguan sowie das große Komponentenwerk in Kassel. Auf etwa 20.000 Beschäftigte kommt Kurzarbeit zu.

Natürlich hat die Globalisierung der Wertschöpfung in den vergangenen Jahrzehnten die Fertigung von Automobilen zu einem internationalen und hochkomplexen Prozess aus weltweiter Beschaffung bei möglichst wenigen Zulieferern gemacht.

Zur Reduzierung der Kapitalbindung wurden zugleich die Vorräte auf ein Minimum zurückgefahren, die Lagerhaltung findet in den Zulieferer-Lkw auf der Straße statt. Möglichst just in time sollen die für den Zusammenbau der Fahrzeuge benötigten Teile ans Band geliefert werden. Störungen in diesem engen Beziehungsgeflecht aus Zulieferern und Herstellern führen geradezu unweigerlich zu Produktionsstopps oder bei fehlerhaften Teilen wie bei den Takata-Airbags zu millionenfachen Rückrufen.

Der Gefahr, dass in dieser Beziehung der Schwanz (Zulieferer) mit dem Hund (Hersteller) wackeln könnte, war man sich in der Branche stets bewusst. Das Spannungsverhältnis zwischen beiden Gruppen der Industrie entsteht dabei seit jeher zwischen partnerschaftlicher gegenseitiger Abhängigkeit und mitunter fast schon erpresserischem Preisdruck. Und weil das so ist, müssen die Risiken für den normalen Betriebsablauf härtesten Prüfungen standhalten.

Trau, schau, wem - diesen Grundsatz scheinen Einkäufer des Wolfsburger Autokonzerns im aktuellen Fall nicht beherzigt zu haben. Auf juristischem Wege den Vertragspartner zu Lieferungen zwingen zu wollen, die dieser aus welchen Gründen auch immer nicht zu erbringen bereit ist, gleicht einem Armutszeugnis. Auf dem jetzt entstehenden Schaden - Umsatz- und Ertragsausfall - dürfte VW sitzen bleiben.

Quelle: Kommentar zu Volkswagen von Peter Olsen - Börsen-Zeitung (ots)

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