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"FAKT": Ruandischer Botschafter fordert 1.003 Schädel zurück

Archivmeldung vom 23.11.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.11.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Konflikt in Deutsch-Ostafrika: Kolonialherren und Askaris schießen auf Einheimische (Gemälde von Themistokles von Eckenbrecher, 1896)
Konflikt in Deutsch-Ostafrika: Kolonialherren und Askaris schießen auf Einheimische (Gemälde von Themistokles von Eckenbrecher, 1896)

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Nachdem das ARD-Magazin "FAKT" enthüllt hat, dass in einem Depot in Berlin 1.003 Schädel aus Ruanda lagern, fordert der Botschafter des Landes, Igor Cesar, die Gebeine nun zurück.

"Das ist das erste Mal, dass ich davon höre, dass man hier Schädel aus Ruanda hat", sagte der Botschafter zu "FAKT". Über die Ergebnisse der FAKT-Recherchen zeigte sich Igor Cesar entsetzt. Für den Botschafter ist klar, dass die Gebeine nicht in Deutschland bleiben können. "Wichtig wäre, dass die aus den Kellern hier rauskommen und nach Ruanda zurückkehren", sagte er weiter zu "FAKT".

Mehr als 1.000 Schädel aus der Kolonie Deutsch-Ostafrika in Depot in Berlin gefunden

In deutschen Depots lagern weit mehr Schädel und Knochen aus den deutschen Kolonien, als bislang bekannt. Nach Informationen des ARD-Magazins "FAKT" befinden sich alleine im Zentraldepot der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) noch immer 1.003 Schädel aus dem Gebiet des heutigen Ruanda und 60 Schädel aus Tansania - darunter 10 Schädel von Kindern.

"FAKT" liegen exklusiv Listen aus den Beständen der Stiftung vor, die eine enorme Menge von Schädeln aus der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika (heutiges Ruanda und Tansania) verzeichnen. Die menschlichen Überreste kamen zu der Zeit nach Deutschland, als beide Länder zum deutschen Kolonialreich gehörten. Teilweise stammen die Schädel von Aufständischen, die während der damaligen Kolonialkriege von deutschen Truppen hingerichtet und deren Körperteile zu Forschungszwecken nach Berlin geschickt worden sind.

Konfrontiert mit den "FAKT"-Recherchen bestätigt der Präsident der SPK, Hermann Parzinger, die fragwürdigen Bestände. "Diese Dinge wollen wir schlicht und ergreifend nicht in unseren Sammlungen haben", sagte Parzinger gegenüber "FAKT". "Wir haben da kein Problem, diese Dinge zurückzugeben." Der SPK-Chef distanziert sich ausdrücklich von dem Geist, der den Sammlungen zugrunde liege. "Diese Schädelsammlungen wurden angelegt aufgrund eines rassischen, rassekundlichen Wissenschaftsverständnisses", so Parzinger weiter zu "FAKT". "Das ist etwas, was man meiner Meinung nach restituieren muss."

Auch die ehemalige Entwicklungsministerin, Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) fordert eine Rückgabe der Gebeine. "Es braucht jetzt einen Auftrag an die beteiligten Universitäten und Institutionen, in einer würdevollen Form diese Gebeine in die jeweiligen Länder wieder zurückzuführen und damit auch ein Signal zu setzen." Wieczorek-Zeul war die erste deutsche Politikerin, die sich für die Gräueltaten während der deutschen Kolonialzeit entschuldigt hatte. Zu den aktuellen Schädelfunden sagte sie gegenüber "FAKT": "Es ist unerträglich. Vor allem unerträglich, dass es so lange braucht."

Quelle: MDR Mitteldeutscher Rundfunk (ots)

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