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Restmüll wird zu Diesel - Erste Anlage in Ennigerloh startet

Archivmeldung vom 12.11.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.11.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Die Müll-Umwandlungsanlage von Dr. Christian Koch nennt sich KDV 500.
Die Müll-Umwandlungsanlage von Dr. Christian Koch nennt sich KDV 500.

Die Stadt Ennigerloh im Münsterland testet einen neuen Diesel-Kraftstoff: Die Gemeinde setzt auf ein Gemisch, das aus Restmüll gewonnen wird. Erste städtische Fahrzeuge sind bereits mit dem neuen Diesel unterwegs. In zwei Monaten will die dazu gehörende Produktionsanlage den Regelbetrieb aufnehmen. Dann sollen jährlich fünf Millionen Liter Diesel produziert werden.

Es klingt fast wie der Traum überdrehter Wissenschaftler: aus Müll wird Treibstoff. Vor einem Jahr existierte diese Idee Abfallwirtschaftsgesellschaft des Kreises Warendorf nur auf dem Papier. Heute steht in einer großen Halle der Entsorgungsgesellschaft in Ennigerloh eine weltweit einmalige Anlage und produziert tatsächlich: Diesel aus Restmüll. Christian Haupts vom verantwortlichen Ingenieurbüro: "Wir sind völlig begeistert. Wir sind der festen Überzeugung, dass wir hier an dieser Anlage die Wirtschaftlichkeit dieses Verfahrens belegen können." Am Entsorgungszentrum in Ennigerloh wird ein Teil des angelieferten Restmülls zunächst klein gehäckselt, vor allem Papier und Kunststoffe. In der Anlage wird das dann verflüssigt und gasförmig. Am Ende des Prozesses wird aus zwei Kilo Müll dann ein Liter Diesel gewonnen. Im kommenden Jahr soll der Regelbetrieb aufgenommen werden mit einer Produktion von jährlich fünf Millionen Litern. Der Treibstoff erfüllt zwar noch nicht die DIN-Norm für Tankstellendiesel - er riecht nach Müll und hat nicht die vorgeschriebene goldgelbe Farbe -, wird in den Fahrzeugen der Entsorgungsgesellschaft aber schon getestet. Wie es heißt ohne Probleme. Zunächst soll der Treibstoff aber zunächst als Heizöl verkauft werden.

Abfallwirtschaft im Kreis Warendorf und Gütersloh bindet die KDV-Anlage ein!

Bürger und Gewerbebetriebe erwarten, dass Abfälle schnell, umweltkonform und preiswert entsorgt werden. Nachhaltige Verwertung und Recycling schützen das Klima und mindern den Rohstoffverbrauch. Diese anspruchsvollen und komplexen Anforderungen der modernen Abfallwirtschaft erfordern Experten.

Der Kreis Warendorf und der Kreis Gütersloh haben ihren öffentlichen Entsorgungsauftrag deshalb auf zwei kommunal geführte Entsorgungsgesellschaften übertragen.

AWG – Abfallwirtschaftsgesellschaft des Kreises Warendorf mbH und GEG – Gesellschaft zur Entsorgung von Abfällen Kreis Gütersloh mbH sorgen für die verlässliche Verwertung und Beseitigung von Abfällen. Mit Recyclinghöfen und Entsorgungspunkten sowie Abfallumschlag und -transport bieten die beiden Gesellschaften eine flächendeckende abfallwirtschaftliche Infrastruktur.

Die Abfallwirtschaftsberatung und die Nachsorge für die ehemaligen Deponien gehören zu den weiteren Dienstleistungen. Im Mittelpunkt der Aktivitäten von AWG und GEG steht der Betrieb des Entsorgungszentrums Ennigerloh durch die gemeinsame Tochtergesellschaft ECOWEST – Entsorgungsverbund Westfalen GmbH.

KDV-Anlage paßt zum Gesamtkonzept!

Die Anlage separiert Wertstoffe aus Restmüll und produziert heizwertreiche Sekundärbrennstoffe für die Industrie. Dieser Sekundärbrennstoff ist daneben das Eingangsmaterial für die Verölungsanlage der DIESELWEST. Somit paßt die KDV-Anlage perfekt in das umweltschonende abfallwirtschaftliche Gesamtkonzept der Kreise Warendorf und Gütersloh. Darüber hinaus gehört die Entsorgung von Gewerbeabfällen zu den Aufgaben der ECOWEST.

Die Zusammenarbeit der beiden Kreise und der drei Entsorgungsgesellschaften konzentriert sich auf einen gemeinsamen Auftrag: sichere und preisgünstige Entsorgungsdienstleistung für die Bürger und Gewerbebetriebe der Region.

Info und Historie:

Das Zeug fühlt sich an wie Puderzucker. Einerseits ist es leicht und luftig, andererseits aber auch ein bisschen klebrig und pappig. Keine Ahnung, wie das zusammenpaßt, aber auf jeden Fall ist es ein feines, weißes Pulver, das man gefahrlos anfassen und befühlen kann. Und wenn Dr. Christian Koch (65) recht hat, dann ist das Zeug Gold wert. Der Chemieanlagenbauer nutzt das weiße Pulver bei der "katalytischen, drucklosen Verölung von Roh- und Reststoffen". Das klingt kompliziert, läßt sich aber auch einfacher ausdrücken. Dr. Koch sagt: "Ich mache Diesel aus Müll."

Was wie Hexerei klingt und sowohl unsere Rohöl- als auch Entsorgungsprobleme lösen soll, das kann man sich im sächsischen Eppendorf anschauen, in der Versuchsanlage von Kochs Firma Alphakat. Im Keller eines versteckt gelegenen Pavillons steht ein etwa vier mal zwei Meter großes und sechs Meter hohes Gewirr aus Rohren, Leitungen und Kesseln. Das Grundprinzip ist einfach: Oben kommen kleingehäckselte Reststoffe rein – und unten kommt Diesel raus.

Im Grunde macht Koch da nichts anderes, als es die Natur auch gemacht hat, als sie aus dem Kohlewasserstoffgehalt abgestorbener Materie mit Hilfe von Druck und Hitze in einem Millionen Jahre dauernden Prozess das Erdöl gebildet hat, das wir heute nutzen. Dieses Verfahren nachzubilden ist im Grunde auch kein Problem, nur waren dafür bisher immer Temperaturen ab 450 Grad notwendig. Mal abgesehen davon, daß das furchtbar aufwendig ist, entstehen dabei auch eine Menge Schadstoffe.

Produktionskosten: 23 Cent pro Liter

Dieses Problem soll das Pulver lösen, das bei Koch als Katalysator dient. "Damit können wir schon bei Temperaturen von 260 bis 360 Grad arbeiten", sagt sein Partner Professor Horst Heimbürge (71). In dem Bereich sollen keine Schadstoffe entstehen: Selbst wenn man als Ausgangsmaterial das berüchtigte PVC verwende, bleibe neben dem Diesel nur harmloses Salz übrig.

Überhaupt: Als Ausgangsmaterial könne man ziemlich alles verwenden. Altöle, Bitumen, Kunststoffe, Küchenfette, Holz, Klärschlamm, Biostoffe, gehäckselter (und möglichst nicht getrennter) Hausmüll. Am Ende komme ein Diesel heraus, der die EU-Norm übertreffe und mit dem man problemlos sein Auto betanken könne. Die Produktionskosten sollen bei 23 Cent pro Liter liegen, für den Autofahrer käme mit Steuern, Vertrieb, Gewinn und so weiter ein Preis zwischen 90 Cent und einem Euro heraus. Käme, das bedeutet: Wenn denn jemand in Deutschland so eine Anlage kauft. 3,6 Millionen Euro kostet die Variante für 500 Liter Diesel pro Stunde, die große Lösung für 2000 Liter 9,2 Millionen. Hierzulande sei die Kapitalbeschaffung allerdings nicht einfach, zudem würden Behörden und Lobbyisten Schwierigkeiten machen. Koch erzählt, er sei mal wegen illegalen Besitzes von Abfallgrundstoffen angeklagt gewesen – und man habe ihm sogar schon Gewalt angedroht.

Noch ist schwer abzuschätzen, was aus seiner Erfindung wird. Einerseits wurde eine gemeinsam mit Bayernoil betriebene Versuchsanlage wegen "fehlender wirtschaftlicher Perspektiven" eingestellt. Andererseits hat Koch eine Anlage nach Mexiko verkauft, die dort bereits betrieben wird. "Und uns liegen weitere Aufträge von über 30 Millionen Euro vor." Ein paar Fragen bleiben jedenfalls offen. Zum Beispiel, wie das feine weiße Pulver eigentlich heißt, um das sich alles dreht. "407", sagt Koch nach einem Moment des Zögerns. Und grinst. Wahrscheinlich hätte er genausogut "4711" sagen können ...

Quelle: NRW Büro (NPO) M. Böhm (News4Press)

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