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Umfrage: Mehrheit glaubt nicht, dass ihre Rente im Alter reicht

Archivmeldung vom 23.02.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.02.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Eine große Mehrheit der Bundesbürger glaubt nicht, dass ihre Rente im Alter zum Leben ausreichen wird. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag von "Bild am Sonntag".

Demnach erwarten 69 Prozent der Befragten, dass sie mit den staatlichen Leistungen nur unzureichend versorgt sein werden. Im Osten Deutschlands glauben dies 75 Prozent, im Westen 68 Prozent. Besonders die 30- bis 39-Jährigen blicken pessimistisch auf ihr Auskommen im Alter. 93 Prozent von ihnen bezweifeln, dass sie mit der staatlichen Rente hinreichend versorgt sein werden. Bei den über 65-Jährigen sagen 49 Prozent, dass sie mit der staatlichen Rente nicht hinkommen. Ebenfalls 49 Prozent sehen sich ausreichend versorgt.

Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbandes VdK, forderte gegenüber "Bild am Sonntag" eine Rücknahme der geplanten Absenkung des Rentenniveaus: "Das Leistungsniveau der Altersrente darf nicht weiter sinken. Die Absenkung des Rentenniveaus von derzeit 51 auf 43 Prozent bis zum Jahr 2030 ist zu stoppen. Bei 50 Prozent des Nettolohns muss endlich Schluss sein." Die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände verlangte ein Ende der Rente mit 63.

Alexander Gunkel, Mitglied der BDA-Hauptgeschäftsführung: "Die abschlagsfreie Rente mit 63 war ein Fehler, der korrigiert werden sollte. Statt neuer Anreize für Frühverrentungen braucht es eine konsequente Umsetzung der Rente mit 67. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der älteren Arbeitnehmer mehr als verdoppelt und Beispiele wie die Schweiz oder Schweden zeigen, dass hier noch Luft nach oben ist."

Mögliche Rentenkürzungen in der Zukunft sehen die Deutschen überaus kritisch: 89 Prozent würden keine Partei wählen, die die Renten kürzen will. Bei den über 65-Jährigen sind es sogar 95 Prozent. Unter den SPD-Wählern lehnen 97 Prozent die Unterstützung einer Partei ab, die für Rentenkürzungen plädiert, bei den Unions-Anhängern sind es 89 Prozent. Ebenso lehnt eine große Mehrheit Zugeständnisse der heutigen Rentner zugunsten jüngerer Generationen ab. 84 Prozent der Bundesbürger finden es nicht gerecht, wenn die Senioren dafür auf einen Teil ihrer Rente verzichten. Bei den 30- bis 39-Jährigen sieht das nahezu jeder Befragte (99 Prozent) so, bei den über 65-Jährigen 77 Prozent.

Ökonom: "Altersarmut existiert in Deutschland praktisch nicht"

Für den Ökonomen Thomas Straubhaar stellt Altersarmut in Deutschland derzeit kein Problem dar: "Altersarmut existiert in Deutschland praktisch nicht", sagte der ehemalige Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts der "Bild am Sonntag". "Der heutigen Rentnergeneration geht es besser als jeder Rentnergeneration vor ihr. Der überragende Teil der Über-65-Jährigen braucht jenseits von Rente, betrieblicher und eigener Vorsorge keinen weiteren Cent vom Staat, um über die Runden zu kommen. Den Rentnern geht es im Vergleich zu jungen Familien oder Alleinerziehenden und auch im internationalen Vergleich also rosig."

Wie erfolgreich die deutsche Wirtschaft und der deutsche Sozialstaat in den vergangenen 60 Jahren gewesen sei, zeige sich nirgends so deutlich wie bei den Rentnern. Kommende Generationen dürften im Alter aber deutlich schlechter gestellt sein, so Straubhaar. "Diese goldene Generation wird die letzte sein, die vergleichsweise jung in Ruhestand gehen konnte und diesen auch finanzieren kann. Wer in den 60er-Jahren oder danach geboren ist, muss schon länger arbeiten und wird trotzdem am Ende weniger Rente bekommen."

Die zunehmende Zahl der Rentner hat nach den Worten Straubhaars verheerende Auswirkungen auf die Politik: "Es ist dramatisch: In Deutschland kann schon heute keine Politik mehr gegen die Interessen der Senioren gemacht werden. Wer an den Privilegien der Älteren rüttelt, wird abgestraft. Wahlsiege sind nur noch mit den Stimmen der Rentner möglich."

Der Volkswirtschaftsprofessor weiter: "Die Große Koalition hat verstanden, dass die Chancen für eine Wiederwahl steigen, wenn sie Politik für die Älteren macht. Die jüngere Generation gerät dabei politisch in die Defensive, am Ende droht die Diktatur der Alten."

Straubhaar fordert in diesem Zusammenhang ein Kinderwahlrecht und ein flexibleres Renteneintrittsalter: "Ich hätte zwei Empfehlungen an die Politik: Erstens müsste die Regierung ein Familienwahlrecht einführen. Für jedes Kind hätten die Eltern dann eine Stimme zusätzlich.

Zweitens: Nur eine Hälfte der geschenkten wunderbarerweise immer längeren Lebenszeit geht in Altersfreizeit, die andere Hälfte sollte gearbeitet werden. Pro Jahrzehnt steigt die Lebenserwartung in Deutschland um zwei Jahre - demzufolge müsste das Renteneintrittsalter alle zehn Jahre um ein Jahr steigen. Heute könnte man mit 65 in Rente gehen, 2025 mit 66 und so weiter."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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