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8,8 Prozent der Firmen in Deutschland mit hohem Zahlungsausfallrisiko

Archivmeldung vom 26.02.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.02.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Esther Stosch / pixelio.de
Bild: Esther Stosch / pixelio.de

Deutschland erfreut sich derzeit eines soliden Wirtschaftswachstums. Dennoch: Wie finanzstark und zahlungsfähig, wie robust und widerstandsfähig sind hiesige Firmen tatsächlich aufgestellt? Um diese Fragen zu beantworten, hat die Wirtschaftsauskunftei Bürgel 3.242.801 Unternehmen aller Rechtsformen in Deutschland hinsichtlich ihrer Bonität (Zahlungsfähigkeit) untersucht.

Demnach weisen 286.184 Unternehmen (8,8 Prozent) in Deutschland derzeit ein überdurchschnittlich hohes Zahlungsausfallrisiko auf, sofern die betroffenen Firmen nicht ohnehin schon mit ihren Zahlungen ausgefallen sind. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie "Zahlungsfähigkeit deutscher Unternehmen", für die die Wirtschaftsauskunftei Bürgel die Bonität von Unternehmen - von der Kapitalgesellschaft bis hin zum Freiberufler - analysiert hat.

Die laut Studie besonders gefährdete Firmengruppe verfügt über einen Bonitätsindex der Schulnote 4,5 bis 6,0. Das bedeutet, dass diese Unternehmen ihren Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit binnen der nächsten zwölf Monate nicht nachkommen können. Allerdings bedeutet der statistische Wert explizit nicht, dass die betroffenen Betriebe alle Insolvenz anmelden müssen. Er sagt lediglich aus, dass die Betroffenen über eine ausgeprägt schwache Bonität verfügen, also hohen Risiken unterworfen sind. Der Großteil (48,2 Prozent) der Unternehmen weist in Deutschland aktuell ein unterdurchschnittliches Ausfallrisiko aus.

Der zentrale Indikator der Analyse ist der Bonitätsindex der Unternehmen. Dieser Frühwarnindikator dient zur Beurteilung der Bonität und der Ausfallwahrscheinlichkeit von Unternehmen. Um das Ausfallrisiko von Firmen zu bewerten, prognostiziert der ermittelte Bonitätsindex die Ausfallwahrscheinlichkeit von Unternehmen binnen der nächsten zwölf Monate. Dazu gewichtet die Wirtschaftsauskunftei Unternehmensdaten und berechnet eine Gesamtnote, die die statistische Ausfallwahrscheinlichkeit wiedergibt. Eine 1,0 entspricht hierbei einer sehr guten Zahlungsfähigkeit bzw. einer sehr niedrigen Krisenanfälligkeit; eine 6,0 steht für den (sehr wahrscheinlichen) Zahlungsausfall.

Der deutschlandweite, statistische Durchschnitt des Bonitätsindex von Unternehmen liegt bei 2,7 - also bei einer Zahlungsfähigkeit, die der Schulnote gut bis befriedigend und einer durchschnittlichen Ausfallwahrscheinlichkeit entspricht. Der Median, also der Mittelwert für Verteilungen innerhalb der Statistik, liegt bundesweit bei einem Wert von 2,4. Die Ausfallquote der Unternehmen, die binnen zwölf Monaten mit hoher Wahrscheinlichkeit auszufallen drohen oder bereits zahlungsunfähig sind (Bonitätsindex 6,0), liegt bei 4,9 Prozent. Mathematisch entspricht die Ausfallquote dem Anteil der Summe der ausgefallenen Unternehmen (Bonitätsindex 6,0) an der Grundgesamtheit. Ein Unternehmen gilt als ausgefallen, wenn davon ausgegangen werden muss, dass es seinen Zahlungsverpflichtungen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht mehr nachkommen kann.

Unternehmen, die bereits mit ihren Zahlungen ausgefallen sind oder denen dieses Schicksal statistisch in den nächsten zwölf Monaten droht, sind ungleichmäßig über die 16 Bundesländer verteilt. Die höchste Ausfallquote (Bonitätsindex 6,0) von 7,3 Prozent weist hier Sachsen-Anhalt auf. Aber auch in Sachsen (6,4 Prozent), Berlin (6,1 Prozent), Nordrhein-Westfalen (5,7 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (5,5 Prozent), Thüringen (5,4 Prozent) und Brandenburg (5,2 Prozent) sind mehr bedrohte Unternehmen ansässig als im Bundesdurchschnitt (4,9 Prozent). Bestwerte liefern hingegen Bayern mit einer Ausfallquote von 3,7 Prozent, gefolgt von Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg (jeweils 4,3 Prozent). Der durchschnittliche Bonitätsindex nimmt in den Bundesländern Werte zwischen 2,6 und 2,9 an. Mit 2,9 am schlechtesten schneiden hier Berlin (Median: 2,6) und Sachsen-Anhalt (Median: 2,4) ab. Diese Werte sind Indikatoren dafür, dass die finanzschwächeren Unternehmen in diesen beiden Bundesländern angesiedelt sind. Beste Werte hinsichtlich der Firmenbonität liefern Unternehmen in Bayern und Baden-Württemberg mit einem Wert von 2,6. Die Ausfallquote der Unternehmen ist mit 3,7 Prozent in Bayern besser als in Baden-Württemberg (4,3 Prozent). Je nach Branchenzugehörigkeit der untersuchten Unternehmen zeigen sich deutliche Unterschiede bei der Zahlungsfähigkeit. Am schlechtesten stehen bundesweit - auch hinsichtlich des Ausfallrisikos - Logistikunternehmen da. Sie bringen es auf einen durchschnittlichen Bonitätsmittelwert von 2,9 und eine statistische Ausfallquote von 7,2 Prozent. Die niedrigste statistische Ausfallquote mit 1,5 Prozent bietet der Energiesektor auf. Die beste Bonität (2,5) haben Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe.

Die Unternehmergesellschaft (UG) weist als Rechtsform mit der durchschnittlichen Schulnote von 3,5 den schlechtesten Bonitätsindex auf - gefolgt von Gewerbebetrieben (2,8) und der Rechtsform GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) mit einem Wert von 2,7. Am besten schlagen sich hingegen die Aktiengesellschaften mit einem durchschnittlichen Bonitätsindex von 2,4. Die Ausfallquote nach Rechtsform liegt bei den Unternehmergesellschaften (UG) mit einer Quote von 7,6 Prozent und bei den Gewerbebetrieben (7,1 Prozent) am höchsten.

Unternehmen, die weniger als 100.000 Euro pro Jahr umsetzen, weisen im Durchschnitt den schlechtesten Bonitätsindex von 2,7 auf - aber auch die höchste Ausfallquote von 4,7 Prozent. Je höher der Umsatz der Unternehmen ist, desto niedriger ist die Zahlungsausfallwahrscheinlichkeit. Unternehmen, die 100 Millionen Umsatz oder mehr erzielen, haben eine durchschnittlichen Bonitätsindex von 1,8 (Ausfallquote 0,1 Prozent).

In der Praxis gibt es typische Verhaltensmuster, die frühzeitig auf eine prekäre Situation von Unternehmen hinweisen: etwa, wenn eine schlechtere Zahlungsmoral, ein verändertes Bestellverhalten oder eine häufige Änderung in der Geschäftsführung, Bankverbindung oder Firmierung auftreten. Indikatoren sind aber auch, wenn Zahlungen durch ungerechtfertigte Mängelrügen hinausgezögert, mündliche Zusagen gebrochen oder häufig Rechnungskopien angefordert werden. Insolvenzen und Zahlungsausfälle führen nicht nur zu hohen volkswirtschaftlichen Schäden. Forderungsausfälle von Kunden können auch die Liquidität des eigenen Unternehmens negativ beeinflussen. Schlittern Vertragspartner in die Zahlungsunfähigkeit, stellt das gerade mittelständische und kleine Unternehmen vor erhebliche finanzielle Probleme. "Durch Forderungsausfälle entstehen Schäden in Milliardenhöhe. Mitarbeiter verlieren ihre Arbeit. Und durch Dominoeffekte können auch weitere Unternehmen in finanzielle Schieflage geraten", skizziert Bürgel Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin.

Quelle: BÜRGEL Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG (ots)

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