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Medien: Immer mehr türkische Diplomaten bitten um Asyl in Deutschland

Archivmeldung vom 21.10.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.10.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM) / pixelio.de
Bild: Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM) / pixelio.de

Nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei haben jetzt schon "35 Personen mit türkischen Diplomatenpässen" in Deutschland einen Asylantrag gestellt - die Zahl umfasst auch die Ehegatten und Kinder von Diplomaten, die ebenfalls über solche Pässe verfügen. Das berichten WDR, NDR und Süddeutsche Zeitung.

Die Zahlen teilte die Bundesregierung jetzt schriftlich mit. Der Bundestagsabgeordnete Özcan Mutlu (B´90/Die Grünen) hatte nachgefragt, nachdem WDR, NDR und Süddeutsche Zeitung berichtet hatten, dass ein türkischer Militärattaché in Deutschland einen Asylantrag gestellt hatte. Zudem erklärte die Regierung, dass etwaige Auslieferungsersuchen der Türkei von den deutschen Oberlandesgerichten auf der Grundlage des Europäischen Auslieferungsabkommens entschieden werden würden. Die Bundesregierung erklärte weiter, dass dabei auch "menschenrechtliche Verpflichtungen" berücksichtigt werden würden. Nach einer Entscheidung durch die Gerichte würde dann die Bundesregierung selbst eine weitere "gründliche Einzelfallprüfung" vornehmen.

Unklar bleibt, ob es bislang bereits offizielle Auslieferungsersuchen der Türkei gibt - das Bundesinnenministerium teilt dazu nur mit, dass man sich grundsätzlich nicht dazu äußere. Die Türkei soll jedoch, so erfuhren es WDR, NDR und Süddeutsche Zeitung aus türkischen Sicherheitskreisen, Druck auf die Bundesregierung ausüben. Demnach habe die Regierung in Ankara klar gemacht, dass sie von Deutschland erwarte, dass den betroffenen Personen kein Asyl erteilt werde. Auch die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi hatte gemeldet, dass die Türkei von Deutschland in diesem Fall "besondere Sensibilität" und eine "enge Kooperation" erwarte. Der Bericht der türkischen Agentur erschien, nachdem WDR, NDR und Süddeutsche Zeitung darüber berichtet hatten, dass die Türkei Diplomatenpässe für ungültig erklärt hat und dass ein ehemaliger türkischer Militärattaché an der Berliner Botschaft in Deutschland Asyl beantragt hat.

Offenbar ist bislang in keinem Fall über die Asylanträge entschieden worden. Beobachter des Falles gehen davon aus, dass die Bundesregierung auch kein besonderes Interesse an einer schnellen Bearbeitung der Anträge hat. Solange die Asylverfahren laufen, besteht für die Türken ein Abschiebeschutz. Auch der Bundestagsabgeordnete Özcan Mutlu, der die Anfrage gestellt hatte, fordert, die Bundesregierung soll "diese Asylanträge sehr gründlich prüfen und keine voreiligen Entscheidungen treffen."

Die Asylanträge der ehemaligen Diplomaten und ihrer Angehörigen sind somit besonders heikel für die Bundesregierung. Eine Gewährung von Asyl könnte die Beziehungen zum NATO-Verbündeten Türkei erneut belasten. Die Bundesregierung ist zudem beim Flüchtlingsabkommen mit der Türkei auf die Kooperation des Landes angewiesen. Andererseits bestehen in der Bundesregierung aber offenbar Zweifel, dass die Betroffenen in der Türkei im Falle einer Abschiebung ein rechtsstaatliches Verfahren und eine Behandlung in Einklang mit den Menschenrechten erwarten würde. Amnesty International hatte in der Vergangenheit über glaubhafte Hinweise berichtet, nach denen Personen, denen eine Beteiligung am Putschversuch vorgeworfen wird, in der Haft Opfer von Folter, Schlägen und Vergewaltigungen geworden sind. Die Menschenrechtsorganisation forderte deshalb, dass unabhängige Beobachter Zugang zu den Gefangenen bekommen.

Quelle: WDR Westdeutscher Rundfunk (ots)

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