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Katholische Theologin sieht Pontifikat Benedikts XVI. als "Katastrophe"

Archivmeldung vom 11.02.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.02.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Benedikt XVI., der 265. und amtierende Papst Bild: Fabio Pozzebom/ABr / de.wikipedia.org
Benedikt XVI., der 265. und amtierende Papst Bild: Fabio Pozzebom/ABr / de.wikipedia.org

Als "eine Katastrophe" hat die katholische Theologin Uta Ranke-Heinemann das Pontifikat im Allgemeinen und das Pontifikat Benedikts XVI. im Speziellen bezeichnet. Das Pontifikat als solches sei, auch wegen des Anspruchs der Unfehlbarkeit, eine Katastrophe. Hinzu kämen die Sexualmoral der Kirche und ihre Frauenfeindlichkeit, so die Theologin in einem Interview mit den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Dienstagausgaben).

Konkret kritisierte Ranke-Heinemann die Sexuallehre der katholischen Kirche und die Tatsache, dass der Papst Kondome nur für männliche Prostituierte erlaubt, wie auch den "Wahn von einem Männerbiotop im Vatikan, das unter Ratzinger verstärkt wurde". Als Ratzinger 2005 Papst geworden sei, habe sie sich auch sehr gefreut. "Ich wusste damals nicht, dass vieles, was ich inhaltlich seinem Vorgänger, John Paul, the great, zuordnete, in Wirklichkeit von Joseph Ratzinger geschrieben worden war, der seit 1981 Präfekt der Glaubenskongregation war".

Auch mit dem noch nicht bestimmten, künftigen Papst verknüpfe sie keine Hoffnungen für die katholische Kirche. Ranke-Heinemann studierte in den 50er-Jahren zusammen mit Joseph Ratzinger in München Theologie. Die 85-Jährige hatte als erste Frau der Welt einen Lehrstuhl in katholischer Theologie erhalten und diesen später aufgrund ihrer Kritik an der Kirche wieder verloren.

Grünen-Chefin Roth: Katholische Kirche braucht Reformpapst

Die Vorsitzende der Grünen, Claudia Roth, hat mit "tiefem Respekt" auf die Entscheidung von Papst Benedikt XVI. reagiert, aus gesundheitlichen Gründen Ende Februar sein Amt niederzulegen. Zugleich zog sie aber eine negative Bilanz seines Pontifikats. "Schon als Kardinal und Chef der Glaubenskongregation war Josef Ratzinger ein Vertreter der konservativen Kirchenhierarchie und kämpfte gegen fast alle fortschrittlichen Tendenzen in seiner Kirche. Gegen eine pluralere Theologie, gegen die Befreiungstheologie, gegen Reformen bei der katholischen Sexuallehre und für den Zölibat", schreibt Roth in einem Gastbeitrag für "Handelsblatt-Online". "In diesem Sinne hat er auch sein Amt als Papst Benedikt geführt - mit Interventionen gegen die gleichgeschlechtliche Ehe, mit einer Annäherung an die reaktionäre Pius-Bruderschaft und der dogmatischen Ablehnung des ökumenischen Abendmahls."

Natürlich habe es auch positive Signale vom Benedikt gegeben, etwa seine ökologisch geprägte Rede im Bundestag oder die Öffnung der Inquisitionsarchive. "Aber solche Schritte kamen nur vereinzelt und viel zu zaghaft", kritisierte Roth. Und in den Kirchenhierarchien habe er "fleißig" den Aufstieg gleichgesinnter Vertreter gefördert. "Es steht zu befürchten, dass er damit die innerkirchliche Wirksamkeit seiner konservativen Positionen auf lange Zeit hinaus zementierte." Dies könne im Weiteren für die Außenwirkung der Katholischen Kirche und für den innerkirchlichen Zusammenhalt verhängnisvoll sein. "Denn die Ausgrenzung der Basiskirche durch konservative Vertreter der Amtskirche hat die Kirche selbst tief gespalten", so Roth.

Faktisch gebe es heute zwei katholischen Welten, schreibt die Grünen-Chefin weiter. So gebe es eine Gemeindekirche, deren Mitglieder "unendlich viel" für den sozialen Zusammenhalt leisteten. Und es gebe die konservativen Vertreter in den Hierarchien, "die mit Fehlentscheidungen und bornierten Positionen eine Austrittswelle nach der anderen lostreten". Daher könne der Rücktritt von Benedikt nun für die Kirche ein Anlass sein, um über eine viel weiter gehende Öffnung und Modernisierung nachzudenken. "In diesem Sinne sollte sich die Kirchenbasis bei der nun anstehenden Papstwahl einbringen", so Roth. "Die Katholische Kirche braucht jetzt einen Reformpapst, der Bücken baut - in der eigenen Kirche und in die Gesellschaft hinein. Einen Papst, der Mauern einreißt, die die Kirche zur Gesellschaft hin aufgerichtet hat."

ZdK-Präsident Glück sieht Papst-Rücktritt als "bewusste Entscheidung im Sinne des Amtes"

Der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, bewertet den angekündigten Rücktritt des Papstes als "bewusste Entscheidung im Sinne des Amtes". Er glaube nicht, dass Benedikt seine persönliche Beschwernis zum Maßstab seiner Entscheidung genommen habe, sagte Glück dem in Berlin erscheinenden "Tagesspiegel" (Dienstagausgabe). 

Papst-Rücktritt: Merkel zollt Benedikt XVI. "allerhöchsten Respekt"

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Papst Benedikt XVI. den "allerhöchsten Respekt" gezollt, nachdem das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche am Montag seinen Rücktritt angekündigt hatte. Wenn der Papst "nach reiflicher Prüfung zu dem Entschluss gekommen ist, seine Kraft reiche nicht mehr für die Ausübung seines Amtes, so hat das meinen allerhöchsten Respekt. Er hatte eine schwere Entscheidung zu treffen", sagte die Kanzlerin am Montagnachmittag in Berlin. Benedikt XVI. habe die Entscheidung für seine Kirche und die Menschen in ihr getroffen, so Merkel. "Benedikt XVI. ist und bleibt einer der bedeutendsten religiösen Denker unserer Zeit. Seine Bücher werden noch lange Menschen in ihren Bann ziehen." Die Kanzlerin bedanke sich bei Benedikt XVI. für seine Arbeit und "wünsche ihm von Herzen alles Gute für die nächsten Jahre".

SPD nimmt Papst-Rücktritt "mit Bedauern und größtem Respekt" zur Kenntnis

Die Generalsekretärin der SPD, Andrea Nahles, hat die Nachricht des geplanten Rücktritts von Papst Benedikt XVI. für ihre Partei "mit Bedauern und größtem Respekt" zur Kenntnis genommen. Kurz vor Beginn der Fastenzeit habe der "Heilige Vater eine historische Entscheidung getroffen, die ihm sicher nicht leicht gefallen ist", sagte Nahles der Online-Ausgabe der "Süddeutschen Zeitung". Papst Benedikt XVI. sei mit seinem gesamten theologischen Werk, als Bischof, als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre und seit 2005 als Oberhaupt der katholischen Weltkirche "mit aller Überzeugung" dafür eingetreten, "dass der christliche Glaube nicht nur Bekenntnis fordert, sondern auch Vernunft und Verantwortung." "Wenn Papst Benedikt XVI. nach reiflicher Überlegung und im Gebet zu dem Schluss gekommen ist, dass er das Papstamt und die damit verbundene Leitung der katholischen Kirche nicht mehr in vollem Umfang ausfüllen kann und zurücktritt, so gebührt ihm für diese Entscheidung höchste Achtung", sagte Nahles.

Der Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder (CDU), äußerte ebenfalls seinen "Respekt für die persönliche Entscheidung". Gegenüber der Online-Ausgabe der Zeitung dankte er "unserem heiligen Vater dafür, dass er der Christenheit ein guter Hirte war". "Sein Werk, seine Schriften und Reden werden uns alle prägen."

Der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses im Europaparlament, Elmar Brok (CDU), äußerte seinerseits Verständnis für den Papst-Rücktritt. "Die Kirche steht in einer zunehmend säkularen Welt vor enormen Herausforderungen und muss ihren Weg finden. In dieser Phase halte ich es für einen sehr honorigen Schritt, wenn der Papst sagt: Die Kräfte reichen nicht mehr", sagte Brok der "Neuen Westfälischen". Der Europaparlamentarier hält sich zur Zeit zu Gesprächen in Rom auf. Ein Termin im Vatikan ist abgesagt worden.

Papst Benedikt XVI. hatte am Montag überraschend seinen Rückzug zum 28. Februar angekündigt. Zur Begründung hatte er angeführt, dass seine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet seien, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben. Der Papst, der seit dem 19. April 2005 im Amt ist, wird im April dieses Jahres 86 Jahre alt.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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