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Pilotengewerkschaft: Germanwings-Absturz noch längst nicht geklärt

Archivmeldung vom 26.03.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.03.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Flugroute kurz vor der Absturzstelle
Flugroute kurz vor der Absturzstelle

Foto: Kopiersperre
Lizenz: CC BY-SA 3.0
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Die Pilotengewerkschaft Cockpit hat vor voreiligen Rückschlüssen aus der vorläufigen Auswertung des Sprachrekorders der abgestürzten Germanwings-Maschine gewarnt. Gemäß den Ausführungen der französischen Ermittlungsbehörden habe der Kapitän das Cockpit verlassen und der Copilot danach bewusst einen Sinkflug eingeleitet - warum er dies gemacht habe, bleibe aber unklar, ebenso wie die Frage, warum der Copilot später nicht mehr reagiert habe. Ebenso gäben die Ausführungen der Behörden noch keine abschließende Erklärung, warum der Kapitän später keinen Zutritt mehr in das Cockpit erlangen konnte, so die Gewerkschaft in einer Erklärung am Donnerstagabend.

Germanwings Flug 9525: Die verunglückte Maschine (Mai 2014)
Germanwings Flug 9525: Die verunglückte Maschine (Mai 2014)

Foto: Stemoc
Lizenz: CC BY-SA 2.0
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Um hierauf Antworten zu finden, müsse zügig auch der Flugdatenschreiber gefunden und ausgewertet werden. "Wir dürfen keine voreiligen Schlüsse auf der Basis von unvollständigen Informationen ziehen. Erst nach Auswertung aller Quellen werden wir wissen, was die Gründe für diesen tragischen Unfall gewesen sind", sagte Ilja Schulz, Präsident der Vereinigung Cockpit.

Cockpit warnte zudem davor, vorschnell Maßnahmen als Folge aus dem Unglück zu ergreifen. Nach dem Abschluss der Untersuchungen müssten Behörden, Fluggesellschaften und Piloten gemeinsam geeignete allgemeingültige Verfahren erarbeiten, um vergleichbare Tragödien zukünftig möglichst zu verhindern. Damit stellt sich die Gewerkschaft vorläufig gegen die in der Medienöffentlichkeit verbreitete Meinung, der Copilot habe Selbstmord begangen und 149 Menschen absichtlich mit in den Tod gerissen.

Pilotenvereinigung warnt vor vorschnellen Schlüssen

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat davor gewarnt, vorschnelle Schlüssen aus den bisherigen Ermittlungsergebnissen zum Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen zu ziehen. "Wir waren geschockt, als wir die neuen Erkenntnisse über den Absturz gehört haben", sagte VC-Sprecher Jörg Handwerg dem "Handelsblatt" (Onlineausgabe). "Allerdings handelt es sich hierbei um eine ersten Zwischenbericht." Viele Fragen seien noch offen. "Woran macht man beispielsweise fest, dass der Sinkflug vorsätzlich eingeleitet wurde?", fragte Handwerg. "Aus unserer Sicht sind noch andere Möglichkeiten als Vorsatz denkbar. Selbst der Staatsanwalt hat nicht von Suizid gesprochen." So wisse man zum Beispiel noch nichts über den technischen Zustand des Flugzeugs. "Deshalb brauchen wir eine Auswertung des Flugdatenschreibers."

Zurückhaltend reagierte Handwerg auf die Forderung des für Verkehr zuständigen Unionsfraktionsvize Arnold Vaatz (CDU), wonach alle deutschen Airlines, freiwillig und unverzüglich, eine Zwei-Personen-Regel in Cockpits umsetzen sollten. Er sei dafür, dass künftig immer eine Person aus der Kabinencrew im Cockpit sein müsse, während entweder der Pilot oder der Co-Pilot das Cockpit verlasse, hatte Vaatz in einem Interview gesagt. Handwerg sagte dazu: "Wir halten nichts von Schnellschüssen aus der Politik. Eine Stewardess im Cockpit bietet auch keinen hundertprozentigen Schutz vor Aussperrung des Piloten." Daher sollten sich die Politiker "davor hüten, übereilte Maßnahmen einzuführen, die sich hinterher als nicht wirklich hilfreich erweisen".

Merkel: Tragödie hat unfassbare Dimension angenommen

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich bestürzt über die neuen Erkenntnisse zum Absturz der Germanwings-Maschine am Dienstag gezeigt: Die Tragödie habe dadurch, dass der Co-Pilot das Flugzeug offenbar bewusst zum Absturz gebracht habe, "eine neue, schier unfassbare Dimension" angenommen, sagte Merkel am Donnerstag. So etwas gehe über jedes Vorstellungsvermögen hinaus.

Die Bundeskanzlerin erneuerte ihr Versprechen, dass die Bundesregierung und die deutschen Behörden alles tun würden, um die Ermittlungen zu unterstützen. Das sei man den Opfern und ihren Angehörigen schuldig.

Der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa, Carsten Spohr, hatte zuvor fassungslos auf die Erkenntnisse der französischen Ermittler zu dem Absturz des Germanwings-Airbus in Südfrankreich reagiert. "Das macht uns fassungslos. Wir sind betroffen und erschüttert", sagte Spohr am Donnerstagnachmittag.

Der Co-Pilot, bei dem es sich um einen 28-jährigen Mann aus Rheinland-Pfalz handeln soll, habe seine Ausbildung im Jahr 2008 begonnen, musste selbige nach Aussage des Lufthansa-Chefs aber für mehrere Monate unterbrechen. Über die Gründe für die Unterbrechung dürfe und könne er nichts sagen, so Spohr unter Verweis auf die ärztliche Schweigepflicht weiter. Nach der Unterbrechung und einer nochmaligen Eignungsfeststellung habe der Mann die Ausbildung abgeschlossen. Über die Motive des Co-Piloten ließe sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur spekulieren. Er habe keine Erkenntnisse, "was den Co-Piloten zu dieser schrecklichen Handlung bewegt haben könnte", sagte Spohr. "Für mich ist das, was hier passiert ist, ein unglaublich tragischer Einzelfall."

Der Lufthansa-Chef schloss sich zudem Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) an, der zuvor gesagt hatte, dass es "keine Hinweise auf einen irgendwie gearteten terroristischen Hintergrund" gebe. 

Germanwings-Chef: Tag des Absturzes schlimmster Tag meines Lebens

Der Geschäftsführer von Germanwings, Thomas Winkelmann, empfindet den Tag des Unglücks von Maschine 4U9525 als schlimmsten Tag in seinem Leben. Das sagte er im Interview mit "Bild" (Donnerstag). "Das ist der schlimmste Tag in der Geschichte des Unternehmens und es ist der schlimmste Tag in meinem Leben", sagte Winkelmann. Er selbst habe Crew-Mitglieder persönlich gekannt.

"Wir haben so eine Situation seit 1974 nicht erlebt. Nein, darauf war niemand vorbereitet", fügte Winkelmann mit Verweis auf das Lufthansa-Unglück in Nairobi mit 59 Toten an. Im Gespräch mit "Bild" wies der Germanwings-Geschäftsführer zudem Berichte zurück, wonach Mitarbeiter aus Sorge um die technische Zuverlässigkeit der Maschinen den Dienst verweigert hätten. "Wir haben Crews, die sich aus emotionalen Gründen nicht in der Lage fühlen, zu fliegen, weil sie unter Schock stehen und in tiefer Trauer sind", sagte Winkelmann. "Aber das hat nichts mit dem technischen Zustand irgendeines Lufthansa- oder Germanwings-Flugzeugs zu tun."

Winkelmann äußerte überdies Zuversicht, dass die Unglücksursache bald gefunden werde. "Die weltweit besten Experten sind an der Unglücksstelle im Einsatz", sagte er über die gemeinsamen Anstrengungen von Behörden, Lufthansa und Airbus. "Deshalb werden wir den Grund in der schnellstmöglichen Weise finden."

Auf die Frage, ob er sein Amt auch nach der Aufarbeitung des Absturzes ausüben wolle, antwortete er mit "Ja".

Eine Reise zur Unglücksstelle plane er derzeit nicht. "Sie ist schwer zugänglich, dort ist schweres Gerät im Einsatz und alle Experten sagen uns, dass auch aus rechtlichen Gründen nur die Experten vor Ort sein sollten", so Winkelmann.

Lufthansa-Chef fassungslos nach Erkenntnissen zu Germanwings-Absturz

Der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa, Carsten Spohr, hat fassungslos auf die Erkenntnisse der französischen Ermittler zu dem Absturz des Germanwings-Airbus in Südfrankreich reagiert. Es scheine sich zu bewahrheiten, dass der Co-Pilot den Sinkflug der Maschine vorsätzlich eingeleitet habe, sagte Spohr am Donnerstagnachmittag. "Das macht uns fassungslos. Wir sind betroffen und erschüttert."

Der Co-Pilot, bei dem es sich um einen 28-jährigen Mann aus Rheinland-Pfalz handeln soll, habe seine Ausbildung im Jahr 2008 begonnen, musste selbige nach Aussage des Lufthansa-Chefs aber für mehrere Monate unterbrechen. Über die Gründe für die Unterbrechung dürfe und könne er nichts sagen, so Spohr unter Verweis auf die ärztliche Schweigepflicht weiter. Nach der Unterbrechung und einer nochmaligen Eignungsfeststellung habe der Mann die Ausbildung abgeschlossen. Die Lufthansa wähle ihr Cockpit-Personal sehr sorgfältig aus, betonte der Chef der Kranich-Airline. Über die Motive des Co-Piloten ließe sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur spekulieren. Er habe keine Erkenntnisse, "was den Co-Piloten zu dieser schrecklichen Handlung bewegt haben könnte", sagte Spohr. "Für mich ist das, was hier passiert ist, ein unglaublich tragischer Einzelfall."

Der Lufthansa-Chef schloss sich zudem Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) an, der zuvor gesagt hatte, dass es "keine Hinweise auf einen irgendwie gearteten terroristischen Hintergrund" gebe.

Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft Marseille bekanntgegeben, dass der Co-Pilot des am Dienstagvormittag abgestürzten Germanwings-Flugzeugs den Sinkflug vorsätzlich eingeleitet habe. Der Mann habe sich alleine im Cockpit befunden: "Es sieht so aus, als habe der Co-Pilot das Flugzeug vorsätzlich zum Absturz gebracht", sagte Staatsanwalt Brice Robin nach der Auswertung des Stimmenrekorders. Der Co-Pilot habe die Tür zum Cockpit nicht öffnen wollen, nachdem der Pilot dieses verlassen hatte, so der Staatsanwalt weiter. Er sei bei Bewusstsein gewesen, habe aber! nicht m ehr geantwortet. Die Passagiere hätten erst im allerletzten Moment begriffen, was passiert. "Erst ganz kurz vor dem Aufprall sind Schreie zu hören", so der Staatsanwalt. 

Dobrindt: Erkenntnisse zu Germanwings-Absturz "mehr als erschütternd"

Für Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sind die Erkenntnisse der französischen Ermittler zum Absturz des Germanwings-Airbus in Südfrankreich "mehr als erschütternd". "Unsere Experten von der Flugunfalluntersuchung wirken an der Auswertung des Voicerecorders mit und haben uns bestätigt, dass der Kapitän das Cockpit verlassen hat", sagte Dobrindt am Donnerstagnachmittag. Die Rückkehr in das Cockpit sei dem Piloten "aktiv verweigert" worden, so der Verkehrsminister weiter. Auch das der Co-Pilot den Sinkflug der Maschine vorsätzlich eingeleitet habe, sei plausibel.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) schloss derweil einen terroristischen Hintergrund aus: Es gebe nach derzeitigem Erkenntnisstand "keine Hinweise auf einen irgendwie gearteten terroristischen Hintergrund". Deutsche Sicherheitsbehörden hätten bereits am Dienstag die Besatzung der Germanwings-Maschine routinemäßig überprüft. Die Ergebnisse seien allesamt negativ ausgefallen, betonte der Innenminister.

Die Germanwings-Maschine des Typs Airbus A320 war am Dienstagvormittag auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf mit 150 Menschen an Bord im französischen Département Alpes-de-Haute-Provence abgestürzt.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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