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Globalisierung ohne Trump: „Merkel vergaß auf einmal ihre Vorwürfe gegen China“

Archivmeldung vom 30.01.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.01.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Wilhelmine Wulff / pixelio.de
Bild: Wilhelmine Wulff / pixelio.de

Angesichts der Wirtschaftspolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump verbessern sich plötzlich die Beziehungen zwischen Berlin und Peking. Nicht auszuschließen ist eine Globalisierung nach chinesischer Art, wie die russische Onlinezeitung vz.ru in einem Kommentar feststellt.

Die deutsche Ausgabe des russischen online Magazins "Sputnik" berichtet weiter: "Im Hinblick auf den geplanten Deutschland-Besuch des chinesischen Regierungschefs Li Keqiang schreibt vz.ru, die beiden Länder hätten noch im Herbst am Rande eines Handelskrieges gestanden: „Die Probleme zwischen China und Deutschland begannen, als die deutsche Führung versucht hatte, die Übernahme des deutschen Roboterherstellers Kuka durch das chinesische Unternehmen Midea zu bremsen. Berlin wollte einen europäischen Käufer finden, schaffte es aber nicht. Letztendlich wurde Kuka doch von den Chinesen gekauft. Als ein chinesischer Investmentfonds aber den Chiphersteller Aixtron SE kaufen wollte, zogen die deutschen Behörden ihre Zustimmung für den Deal zurück – unter dem Vorwand, dass dieser die Sicherheit Deutschlands gefährde.“

„Nun haben die USA wider Erwarten China und Deutschland versöhnt: Die größten Exporteure der Welt (China rangiert auf Platz eins, Deutschland auf Platz drei) spürten eine Bedrohung durch die protektionistischen Pläne von Donald Trump“, postuliert die russische Onlinezeitung.

Sie erläutert: „Der neue US-Präsident beschloss bereits einen Ausstieg seines Landes aus der Transpazifischen Partnerschaft TPP. Nun ist eine Revision des trilateralen Freihandelsabkommens NAFTA zwischen den USA, Kanada und Mexiko an der Reihe. Manche Experten (meistens aus Mexiko und Kanada) prophezeien sogar einen WTO-Austritt der USA . Dieser Trend involviert unvermeidlich immer neue Länder, die gezwungen sind, sich voneinander mit Zoll- und Tarifschranken abzuschotten. Für die deutsche Wirtschaft könnten sich Exportprobleme als sehr ernsthaft erweisen, für die chinesische Wirtschaft als katastrophal.“

Es sei also kein Wunder, dass Deutschland und China nun trotz ihrer bisherigen Differenzen auf Annäherungskurs seien. Ein Tauwetter habe beim jüngsten Weltwirtschaftsforum in Davos begonnen: „Der dortige Auftritt des chinesischen Parteichefs war ein richtiges Preislied für die Globalisierung. Die konkreten Maßnahmen, die Xi Jinping westlichen Geschäftspartnern versprach, beinhalteten insbesondere mildere Bedingungen für ausländische Investitionen in China und einen Verzicht auf die Yuan-Abwertung. Die Rede wurde mit Beifall begrüßt, der nicht weniger stürmisch war als bei einem Plenum des Zentralkomitees der chinesischen Kommunisten-Partei. Die Idee einer Globalisierung nach chinesischer Art wurde von Angela Merkel extra gelobt.“

„Eine Globalisierung ohne Trump, die China derzeit durchsetzen will, wäre der einzige Weg, um die überhitzte chinesische Wirtschaft zu retten. Einerseits braucht China den Weltmarkt, um seine Waren abzusetzen – das sind längst nicht nur billige Fabrik-, sondern auch qualitätsreiche High-Tech-Waren. Ebenso stark brauchen die Chinesen auch die Möglichkeit, uneingeschränkte Investitionen zu machen. In den letzten Jahren kaufen Geschäftsleute aus China massiv in der ganzen Welt Immobilien, Großunternehmen, Handels- und Hotelketten, Filmstudios, Luxusartikel, Kunstgegenstände, Start-ups, Antiquitäten und sogar ganze Inseln. Das Gesamtvolumen solcher Deals ist riesig. Alleine in Deutschland kauften Chinesen im Jahr 2016 ein Unternehmen pro Woche – trotz des Widerstands Berlins“, so der Kommentar.

China habe keinen anderen Ausweg – seine Geldmenge wachse unaufhaltsam und erreiche inzwischen knapp 23 Billionen US-Dollar: „Wenn man dieses Geld nicht investiert, wird die entstandene ‚Seifenblase‘ so laut platzen, dass nicht nur die chinesische, sondern auch die Weltwirtschaft dadurch ruiniert werden könnte.“

„Die Regierung in Peking verspricht, dass die chinesische Globalisierung nicht so aggressiv sein wird wie die US-amerikanische, wobei eine ‚soziale Harmonie‘ gesichert werden soll. Vorerst sind internationale Business-Eliten froh, mit chinesischen Oligarchen zu kooperieren. Nun vergaß auch Angela Merkel auf einmal ihre traditionellen Vorwürfe gegen China wegen Menschenrechtsverletzungen, indem sie begann, eine Zusammenarbeit zwischen Berlin und Peking durchzusetzen“, schreibt vz.ru.

HRI: Starkes Anheben der US-Zollgebühren beschert China hohe Exportverluste

Sollte Donald Trump wie versprochen Waren aus China mit einer 45-prozentigen Zollgebühr belegen, wird Chinas Export in die USA um 39,1 Prozent abnehmen. Dies meldet die Agentur Yonhap News unter Verweis auf einen veröffentlichten Bericht des Hyundai Researche Institute (HRI) zum Thema „Die Trumponomic und ihr Einfluss auf Chinas Wirtschaft“.

Wie die Ökonomen des südkoreanischen HRI laut der Agentur errechnet haben, würde das chinesische Exportvolumen bei nur um ein Prozent höheren Kosten um 0,93 Prozent abnehmen. Sollten die amerikanischen Zollgebühren für chinesische Waren auf 15 Prozent festgelegt werden, würde sich Chinas Export in die Vereinigten Staaten im Vergleich zum Zeitraum 2012-2015 um 11,2 Prozent oder 42,7 Milliarden US-Dollar verringern. Sollten die Zolltarife aber bis auf 30 Prozent ansteigen, so würde der Export um 25,1 Prozent (96,6 Milliarden Dollar) abnehmen. Im Fall eines 45-prozentigen amerikanischen Einfuhrzolls würde die chinesische Wirtschaft gar Verluste in Höhe von 149 Milliarden Dollar zu verbuchen haben.

Der Wunsch der USA, die Zollgebühren für China zu erhöhen, ist mit der bislang existierenden Disproportion in der bilateralen Handelsbilanz verbunden. China ist seit 2007 der größte Exporteur in die USA. Im Jahr 2015 betrug der chinesische Anteil am Import der Vereinigten Staaten 21,5 Prozent. Dabei ist Chinas Profizit von 29,8 Milliarden Dollar auf 266 Milliarden Dollar im Jahr 2015 gestiegen, und in der Exportstruktur hat der Anteil der Halbfabrikate deutlich zugenommen: 2005 waren es 24,6 Prozent und 2015 bereits 28 Prozent. Der Mehrwert, den China dank der Befriedigung der Nachfrage in den USA schaffen konnte, sei indes von 17,8 Milliarden Dollar im Jahr 2000 bis auf 97,9 Milliarden Dollar im Jahr 2011 gestiegen.

Als Reaktion darauf seien in den letzten Jahren aber auch die Abschottungsmaßnahmen der USA stärker geworden. Habe man dort im Zeitraum 2012-2014 durchschnittlich etwa fünf Mal pro Jahr Antidumpingmaßnahmen gegen China getroffen, so sei dies in den Jahren 2015 und 2016 jeweils zwölf bzw. acht Mal geschehen. Und sollten die USA unter diesen Bedingungen auch noch die Zollgebühren erhöhen, könne dies zu einer weiteren Verringerung des chinesischen Exports und dadurch zu einem langsameren Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts führen, was sich auch auf Südkoreas Wirtschaft negativ auswirken könnte.

Laut einem wissenschaftlichen Mitarbeiter des HRI würden die in China tätigen südkoreanischen Unternehmen ihre Exportströme nach Südostasien, Südamerika und in andere Regionen diversifizieren müssen. Für wen es schwierig sein würde, seine Produktion in ein anderes Land zu verlegen, der müsste neue Möglichkeiten bei der Umsetzung der von der chinesischen Führung geförderten mittel- und langfristigen Entwicklungspläne suchen, heißt es in einem Artikel der südkoreanischen Agentur Yonhap News.

In Handelspartnern wie China sehe der neue US-Präsidenten Feinde: „Sie wollen unsere Waren produzieren, unsere Firmen stehlen und unsere Jobs vernichten“, sagte er während seines Wahlkampfes. Deshalb wolle Trump die US-Wirtschaft abschotten und sie mit Zöllen schützen."

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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