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Fukushima: Arge Versäumnisse bei Dekontaminierung

Archivmeldung vom 08.04.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.04.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Fukushima: Verseuchung des Meeres hätte verhindert werden können. Bild: Wikimedia Commons
Fukushima: Verseuchung des Meeres hätte verhindert werden können. Bild: Wikimedia Commons

Der japanische Atomkraft-Betreiber TEPCO hat es verabsäumt, radioaktiv verseuchtes Wasser des havarierten AKWs in Fukushima rechtzeitig zu dekontaminieren. Erst zu Wochenbeginn haben Rettungskräfte über 11.000 Tonnen schwach radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer geleitet. Auffangbecken sollten somit für stärker belastetes Wasser frei gemacht werden, deren Freisetzung ins Meer eine größere ökologische Katastrophe hervorrufen würde. Experten kritisieren, dass dabei Standard-Reinigungsmethoden wie etwa der Einsatz von Zeolithen verabsäumt wurde.

"Anscheinend hat die anfängliche Hoffnung der TEPCO-Führung, die Unglücksreaktoren später wieder in Betrieb zu nehmen, zu der Verzögerung geführt. Möglich ist jedoch auch, dass man den Einsatz von Zeolithen probiert hat, ihn jedoch aufgrund von Missgeschicken verschweigen möchte", erklärt die Mineralogin Anna Bieniok von der Universität Salzburg http://www.uni-salzburg.at, im pressetext-Interview.

Zeolithe sind mikroporöse Aluminosilikate, die sich in Vulkanregionen aus ehemaligem Tuffgestein bilden. Ihre Kristallstruktur kennzeichnet sich durch einen gerüstartigen Aufbau mit Hohlräumen, in denen meist Kalzium, Kalium oder Natrium eingelagert sind. Einer Flüssigkeit beigemengt, durchwandern Moleküle der Lösung diese Hohlräume und tauschen Kalzium durch andere Ionen aus der Lösung aus. Bei der Zeolith-Variante Klinoptilolith werden dabei bevorzugt Cäsium und Strontium gebunden. So kann man Radioaktivität einer Lösung in Feststoffen fixieren, um diese anschließend gezielt zu entsorgen und endzulagern.

Radioaktivität händelbarer machen

Aus der Welt geschaffen ist Radioaktivität durch die Bindung in Zeolithen allerdings nicht, betont die Salzburger Forscherin. "Die Strahlung besteht weiter, allerdings hat man ihre Auswirkungen in der gebundenen Form besser in Griff." Das Entsorgungsproblem stellt sich auch bei den dann radioaktiven Zeolithen, die in Fässern verfrachtet werden, wo man sie den Rückgang ihrer Radioaktivität abwarten lässt. Etwa bei Cäsium beträgt die Halbwertszeit 30 Jahre.

Zeolithe sind umweltfreundlich, ungiftig, billig und auch in Japan verfügbar. Ihr Anwendungsspektrum reicht von der Benzinaufbereitung, der Wasserenthärtung in Waschmitteln und der Gasmolekül-Filterung bis zur Entfernung radioaktiver Isotope. AKWs verwenden das Material in ihrer Bausubstanz und auch bei bisherigen Atomunfällen kam es in großen Mengen zum Einsatz. "Zeolithe wurden etwa nach Tschernobyl außer in den Beton-Sarkophag auch in Flüssen und Feldern eingebracht, um den Rückgang der Kontamination zu beschleunigen und deren Aufnahme durch Organismen zu verhindern. Zudem mischte man die Substanz ins Tierfutter und sogar in Süßigkeiten und Gebäck", berichtet Bieniok.

Folgenschwere Verzögerung

Die Beimengung von Zeolithen wäre in Japan bisher zumindest dort nötig gewesen, wo durch Kanäle verseuchtes Wasser ausgetreten ist bzw. ins Meer abgeleitet wurde, betont die Forscherin. "Zeolith-Filterpatronen hätten bis zu 90 Prozent der abgeleiteten Verstrahlung verhindert." Japan verhandelt hingegen erst jetzt mit Russland über eine mögliche Mission des in Wladiwostok liegenden Schiffes Landysh, das eine auf Zeolithen basierende Waschanlage für radioaktiv verseuchte Flüssigkeiten besitzt. Der japanische Schwarzmarkt hat indes viel schneller reagiert: Der illegale Verkauf des Getränks "Premium Zeolith" verschaffte in der Region um Fukushima einigen Händlern schnellen Reichtum.

Quelle: pressetext.redaktion Johannes Pernsteiner

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