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Liebe geht DOCH durch den Magen: Ach, Du lieber Kürbis!

Archivmeldung vom 27.09.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.09.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Kleinen Mädchen etwas zu versprechen, kann mitunter üble Folgen haben. Aber mit etwas Glück stellen sich dann ersehnte, jedoch unerwartete Nebeneffekte ein.

So ist das mit den wohlmeinenden Versprechen: Irgendwann muss man sie einlösen, ob einem das dann gerade passt oder nicht. Eigentlich ist es auch gar nicht die Frage des Zeitpunktes. Ob jetzt oder später, das macht keinen Unterschied. Du hast schlicht und ergreifend keine Lust, Gesichter in Kürbisse zu schneiden, so oder so nicht. Dass Du jedoch genau das Deinem Patenkind versprochen hast, geschah aus einem Impuls der Solidarität mit seiner Mutter, Deiner Cousine Gilla, eigentlich 'Gisela', vollständig und offiziell 'Gisela Maria Louise'.
Selbige hatte an diesem Tag bereits angesichts der ständig neuen, meist zweifelhaften und daher sich überwiegend als Nerven aufreibend entpuppenden Einfälle ihrer drei Kinder wie ein Häufchen Elend gewirkt. Also wolltest Du ihr helfen, sie entlasten und gabst daher der kleinen Sophia dieses Versprechen und ihrer Mutter eine innige Umarmung und eine Tasse Espresso, was für diesen Augenblick allen Beteiligten tatsächlich befiedigte, versöhnte und tröstete und eine etwa siebeneinhalb Minuten anhaltende, fast paradiesisch zu nennende Harmonie heraufbeschwor.

Dummerweise hast Du damit allerdings noch etwas anderes heraufbeschworen, das so ganz und gar nicht harmonisch, erst recht nicht paradiesisch ist und Dich seitdem verfolgt: Sophias nölig-nörgelnde Kleinmädchenstimme mit der Frage: “Tante Uschi, hast Du meinen Kürbis schon fertig?”
Beim ersten Mal glaubtest Du noch, der Hinweis darauf, dass der Kürbis bis Halloween matschig würde, wenn Du ihn schon jetzt in Angriff nehmen würdest, sei eine befriedigende Antwort. Aber das war leider ein Irrtum. Sophia will ihren Kürbis und sie will ihn JETZT … und WENN er denn wirklich nicht bis Ende Oktober überlebt, dann will sie eben einen neuen zu Halloween.

Wer hat das überhaupt zu verantworten, diese ganze Sache mit Halloween? Wer hat den Deutschen eingeredet, sie müssten eine irische Tradition, die die Amerikander zu einer nationalen Unsitte erhoben haben, importieren – und das auch noch in Deine Nachbarschaft?
Und wieso sagen nicht alle vernünftigen Erwachsenen den kleinen Quälgeistern, dass sie sich schämen sollen, so gierig zu sein und warum kommen die Krankenkassen für die Kariesbehandlung von Kindern auf, die am Abend vor Allerheiligen verkleidet und zu marodierenden Banden zusammengerottet durch die Straßen ziehen, um Süßigkeiten zu schnorren, die ohnehin nur besagte Zahnfäule verursachen?

Einen diesbezüglichen Vortrag in leicht verständlicher Form für Kinder hattest Du auch Sophia entgegengehalten, um ihre Nervereien zu beenden … und es war ausgerechnet Gilla gewesen, Deine Cosine und ihre Mutter, die in diesem wirklich bedeutenden historischen Moment zur Verräterin an ihrer Sippe und der viel beschworenen weiblichen Solidarität wurde mit dem blöden Satz: “Aber es sind doch Kinder! Lass' ihnen doch den Spaß!” Und als sei das nicht bereits schlimm genug gewesen, fügte sie dann noch hinzu: “Wir haben doch als Kinder auch geschnorrt. Bei jeder Hochzeit haben wir ein Seil gespannt und die Wagen aufgehalten. Oder nicht?”
Dein Hinweis in diesem Kontext, dass Halloween aber jedes Jahr stattfindet, während Menschen in der Regel nicht jedes Jahr heiraten (abgesehen von Deinem Onkel Erich zwischen 1968 und 1972), war dann nur mehr lahm gewesen. Gilla hatte es versaut und Dich damit dem Fluch eines ungeduldigen Kindes ausgeliefert, dem zu entkommen nur möglich war, indem Du nun endlich Dein Versprechen einlösen und den bis dahin unbedarft vor sich hin gewachsenen Kürbis erstehen und entstellen würdest.

Also: gesagt, getan. Nun hast Du Dich noch niemals als Schnitzerin von Obst und/oder Gemüse betätigt und warst derlei Ideen immer abhold gewesen, seitdem Du Dich im Alter von 13 Jahren böse in den Finger geschnitten hattest bei dem Versuch, aus einem großen Klumpen Seife eine Voodoo-Puppe herzustellen, mit deren Hilfe Du Deiner Intim-Feindin Natalie Mengershausen ein paar wirklich unschöne Pickel auf die Stirn hexen wolltest – der Fluch der bösen Tat!
Also kaufst Du zwei Kürbisse, einen zur Übung, falls nötig. Ein Angestellten hat Dir dazu sein Fachwissen zur Verfügung gestellt, um wirklich geeignete Exemplare auszusuchen. Du packst sie in den Korb Deines Fahrrads. Das Wetter ist schön und Du hast Dir daher vorgenommen, das Lästige mit dem Nützlichen zu verbinden und mit dem Rad zu reisen.

Zuhause angekommen, stellst Du Dein Gefährt im Durchgang zum Garten ab. Solange nicht Frau Allerbach aus dem Erdgeschoss erscheint, ist das in Ordnung. Sie pflegt bei solchen Gelegenheiten immer Zeter und Mordio zu schreien, von verstellten Fluchtwegen und anderen ebenso unsinnigen Dingen zu erzählen, nur damit sie sich wieder einmal aufregen kann.

So nimmst Du Dir Deinen Ankauf im wahrsten Sinne des Wortes zur Brust, einen Kürbis in jede Hand.
Du erkennst natürlich sofort, dass die Stimme, die dich nun über die Hecke hinweg von schräg hinten grüßt, ganz gewiss nicht die Deiner Nachbarin ist. Das ist gut.
Sie gehört eindeutig zu einem Mann, allerdings nicht zu irgend einem, sondern zu einem gewissen Ronald Martin aus dem Nachbarhaus. Das wiederum ist schlecht. Denn besagter Herr Martin wird von Dir schon seit geraumer Zeit mit allergrößtem Interesse betrachtet.

Um genau zu sein, ist Dein Interesse an ihm und an einem Kennenlernen mit ihm so groß, dass Du ihm eigentlich nur in absolut phantastischem Zustand und durchgestylt begegnen möchtest – und nichts könnte dem ferner sein, als Dein augenblicklicher Aufzug. Trotzdem, es hilft nichts. Du drehst Dich um und erwiderst seinen Gruß.
“Oh”, sagt er mit einem Blick auf die beiden Kürbisse, die Du vor Deine Brust hälst, “da haben Sie aber mal ein paar wirklich riesige Dinger ...”
Im selben Augenblick scheint ihm klar zu werden, wie zweideutig und bescheuert das klingt … und zu Deiner großen Überraschung gelingt es diesem gestandenen Mannsbild tatsächlich, puterrot zu werden.

Du vergibst ihm nicht nur den dummen Spruch, Du bist ihm sogar höchst dankbar für die Peinlichkeit. Wenn er zu Dir etwas so Blödes sagen kann, dann musst Du Dir wohl kaum Gedanken über Dein Äußeres machen.
“Mein Patenkind besteht auf einer Kürbislaterne … fünf Wochen vor Halloween. Können Sie sich das vorstellen?” fragst Du und lachst, damit er auch lachen und sich wieder entspannen kann.
“Und für wen ist der Zweite?” will Martin wissen.
“Einer zum Üben, wissen Sie. Ich hab' das noch nie gemacht ...”
“Ist gar nicht kompliziert”, winkt Dein angebeteter Nachbar ab, der langsam wieder zu seiner normalen Farbe zurückfindet.
“Sie können sowas?”
Er nickt.
“Ach, kann ich Sie dann vielleicht mit der Aussicht auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen dazu verlocken, mir zu helfen? Ich wäre Ihnen SO dankbar”, Du sagst das mit gerade so viel Schmelz, dass er es noch glauben kann.
“Ja”, meint er, “gern. Wann passt es Ihnen denn?”
Du überlegst schnell, wie lange Du brauchen wirst, um die Wohnung und Dich selbst in einen guten und präsentierbaren Zustand zu versetzen, dann antwortest Du: “In zwei Stunden. Hätten Sie da Zeit?”
“Die nehme ich mir”, sagt Martin. “Bis dann!”
Du nickst und lächelst. Könnte es sein, dass Du Sophia am Ende dankbar sein musst?

(Fortsetzung folgt)

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.

Kürbis vom Blech

Rezept für 2 Portionen
Zutaten:

1 Kürbis(se) (Hokkaido)
1 Lauchzwiebel(n)
1 Möhre(n)
250 g Hackfleisch
1 Pck. Mozzarella
2 EL Rapskernöl
2 EL Olivenöl
1 EL Tomatenmark
Meersalz und schwarzer Pfeffer

Zubereitung:

Den Kürbis halbieren, entkernen und in nicht zu dicke Spalten schneiden. Ein Backblech mit Olivenöl bestreichen. Die Kürbisspalten aufs Blech legen, leicht salzen und in den Backofen (Umluft, 200°C) schieben. In der Zwischenzeit die Lauchzwiebel in Ringe und die Möhre in kleine Würfel schneiden. Rapsöl in der Pfanne erhitzen, das Gemüse kurz anbraten, dann das Hackfleisch dazugeben, mit Tomatenmark, Salz und Pfeffer würzen und weiter braten.

Wenn die Kürbisspalten leicht weich sind, das Hackfleisch darauf geben. Den Mozzarella mit den Fingern in kleine Stücke reißen und darauf verteilen. Wieder in den Backofen schieben und backen, bis der Käse geschmolzen ist.

Arbeitszeit: ca. 15 Min.

Kürbis - Tomaten - Aufstrich

Rezept für 5 Portionen
Zutaten:

1 kleiner Kürbis(se) (Hokkaido)
3 Tomate(n)
1/2 Zwiebel(n)
1 EL Balsamico
Meersalz und schwarzer Pfeffer

Zubereitung:

Kürbis und Tomaten würfeln und mit etwas Wasser im Kochtopf dünsten. Erst kurz vor Ende die klein geschnittene Zwiebel zugeben und dann alles zusammen pürieren.

Mit Balsamico, Salz und Pfeffer abschmecken und abkühlen lassen (schmeckt aber auch sehr gut, wenn der Aufstrich noch etwas warm ist). Passt super zu Vollkornbrot oder Brezen.

Arbeitszeit: ca. 20 Min.

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